11.3.07
Das Schnitzelparadies
Niederlande 2005 (Het Schnitzelparadijs) Regie: Martin Koolhoven mit Mounir Valentyn, Bracha van Doesburgh, Mimoun Oaissa, Tygo Gernandt, Yahya Gaeir 82 Min.
Der Hit der Jahres 2005 in den Niederlanden! Was eine Warnung sein sollte, denn die erfolgreichsten Filme sind selten die besten. So gelangt das äußerst mäßige "Schnitzelchen" über die Grenze, während filmische Filetstücke unentdeckt bleiben.
Nordip (Mounir Valentyn) ist ein richtig assimilierter Marokkaner-Sohn in den Niederlanden. Der Musterschüler und Stolz seines Vaters, eines kleinen Händlers, wird selbst von der Polizei nicht diskriminiert. Aber Nordip weiß nicht richtig, was er machen soll mit seiner Zukunft und seinem Cum laude-Zeugnis. So nimmt er einem Job als Abwäscher in der Küche des Hotels "Zum Geier" an. Da ist die Chefin scharf auf ihn, die bleichgesichtigen Idioten in der Küche machen ihn runter. Holländer, Marokkaner, Serben und Türken bilden einen wenig originellen Mikrokosmos. Doch noch bevor Nordip anfängt, den Berg an dreckigem Geschirr anzugehen, fällt sein Blick auf die blonde Hotel-Erbin Agnes, die ihm das Herz raubt. Was nicht gut gehen kann, denn ihre Eltern halten nichts von so einer Multikulti-Beziehung.
Das "Schnitzelparadies" bildet keineswegs den Hintergrund für Romeo und Julia in der Hotelküche. Es ist ein TV-Filmchen von gerade mal achtzig Minuten, mühsam mit Zeitlupe und unerträglichen Liedchen auf gefühlte zwei Stunden gestreckt. Die Musik klaut kreuz und quer durch Europa, hat selten mit Bezug zur Szene. Da gibt es Flamenco-Klänge für Agnes und Bregovic-Imitat immer wenn es komisch sein soll. Die Kamera schwenkt fröhlich umher, als suche sie Filmkunst irgendwo in der Umgebung. Oder auch nur den Ausweg aus dieser lahmen, platten Komödie.
Der dämliche Bruder Nordips, die Kommentare des überstolzen marokkanischen Vaters und seiner traditionellen Freunde - Klischees versammeln sich vor allem in den Nebenfiguren. Doch eigentlich besteht die ganze Handlung aus zusammen geschusterten Klischees bis zur ganz kleinen Flucht durch Tulpenfelder. Dazu die schrägen Typen in der Küche, der psychotische serbische Schlachter Goran, der türkische Depp der Truppe, der eklige Vorarbeiter Sander und als Küchenchef aus einem Comic. Ein dauernd besoffener, immer grad heraus fluchender Captain Haddock. Vielleicht sollen wir ja begreifen, dass Nordip freier von familiären Zwängen ist, als die niederländische Hotelerbin Agnes. (Und "Zum Geier" soll wahrscheinlich auf die skandalöse Restaurantkette De Valk anspielen.)