20.3.07

Die Fälscher


BRD, Österreich 2006 (Die Fälscher) Regie und Buch: Stefan Ruzowitzky mit Karl Markovics, August Diehl, Devid Striesow 98 Min. FSK: ab 12

Erstaunlich sicher begibt sich der Genre-Regisseur Stefan Ruzowitzky in die Hölle eines KZ und erzählt dort eine spannende, teilweise komische, dramatische und historische Geschichte. Ein leichter Mainstream-Stil präsentiert essentielle Fragen von Widerstand und Opportunismus.

Es ist eine unglaubliche Geschichte: Ausgerechnet KZ-Häftlinge sollten die beste Geldfälscher-Werkstatt der Welt aufbauen. Mit massenhaft hergestellten Blüten plante ein Sonderkommando der Nazis erst die britische und dann die amerikanische Wirtschaft zu schwächen. Nach den Erinnerungen des Zeitzeugen Adolf Burger machte der Österreicher Stefan Ruzowitzky aus der historischen Fußnote der "Operation Bernhard" eine spannende Kinogeschichte.

Der clevere Fälscher Sally Sorowitsch (Karl Markovics) genießt das Vorkriegsberlin in Saus und Braus. Zur Tarnung seiner Fälscherwerkstatt dient eine beliebte Nachtbar. Pässe macht Sorowitsch auch, doch immer nur gegen Bezahlung, da macht der jüdische Zyniker keinen Unterschied. Eine Nacht mit einer schönen Flüchtigen bricht ihm das Genick, der Kommissar Herzog (Devid Striesow) erwischt den lang Gesuchten. Aus Zuchthaus wird KZ, mit blutigen Händen malt Sorowitsch Porträts von eitlen Untersturmführen und sichert sich eine bevorzugte Behandlung. Doch der eiskalte Herzog spielt wieder Schicksal. Als SS-Offizier und Experte für Fälscher richtet er mitten im KZ Sachsenhausen eine Werkstatt mit Spezialisten aus vielen Fachrichtungen ein. Hier wird Papier geschöpft, bastelt man an exklusiven Druckmaschinen, mischt geheime Farbrezepte nach und feilt an Druckplatten. Während von außen der mörderische Alltag nur akustisch hereindringt, genießt die abgeschirmte Spezialabteilung einen Goldenen Käfig.

Aber gegen die Willkür Herzogs hilft nur die schwierige Solidarität der Gemeinschaft aus rassistisch, politisch oder einfach kriminell Inhaftierten. Ein junger Russe gibt sich als Drucker aus und muss, als er schwer erkrankt, auch noch vor den Bewachern versteckt werden. Der Menschenkenner Sorowitsch will sich wieder durchlavieren, doch als Gegenpol fordert der idealistische Drucker Adolf Burger (August Diehl) die Sabotage der kriegsverlängernden Fälscherei.

"Man passt sich an oder man geht drauf", lautet das Motto Sorowitschs. Darüber lässt sich trefflich diskutieren. Auch wenn der menschenverachtende Scherzkeks Herzog zu sehr Schablone ist, die Schrecken des KZs setzen einen eindringlichen Maßstab für persönliches Handeln.

Stefan Ruzowitzky begeisterte anfangs mit dem modernen Alpen-Drama "Die Siebtelbauern", danach enttäuschte er mit den banalen Splatter-Filmchen "Anatomie" und der dümmlichen Kriegstravestie "All the Queens Men". Aber die historische Arbeit brachte ihm zumindest Erfahrung, die er hier völlig überraschend zu einem rundum gelungenen Drama vor ernstem Hintergrund wandelte.