12.7.22

Vier Wände für Zwei


Spanien 2019 (El Inconveniente) Regie: Bernabé Rico, Juana Acosta, Kiti Mánver, 94 Min., FSK: ab 6

Sara (Juana Acosta), erfolgreiche Chefin eines Unternehmens für Lebensversicherungen in Sevilla, schaut sich ein kleines, überraschend günstiges Appartement an. Nur die Hälfte vom Marktpreis müsse sie zahlen, meint der geschwätzige Immobilienmakler Óscar (Carlos Areces). Er meint auch am Telefon, die Kundin sei „etwas trocken, aber interessiert". Womit Sara gut charakterisiert ist: Die Haare und der ganze Gesichtsausdruck streng. Keine Reaktion auf die plumpen Scherze. Von Untergebenen eher gefürchtet, als geachtet. Zum Abschluss der Wohnungsbesichtigung verfehlt Óscar auch nicht das letzte Fettnäpfchen, indem er den Grund für den niedrigen Verkaufspreis erklärt. Es gäbe die „Unannehmlichkeit" – spanisch „El Inconveniente" des Originaltitels – der noch lebenden Besitzerin Lola (Kiti Mánver). Die Unannehmlichkeit tritt nach dem Verschwinden der Gäste rauchend aus dem Wandschrank, in dem sie sich versteckt hatte. Was für ein Auftritt!

Die kalte Geschäftsfrau, die damit rechnet, dass die alte Kettenraucherin mit den drei Bypässen es nicht mehr lange machen wird, kommt zurück, um Lola zur Vertragsunterzeichnung abzuholen. Es ergibt sich ein herrliches Aufeinanderprallen unterschiedlicher Typen: Im Morgenmantel lädt die schrullige Alte die gestylte Sara zu Kaffee und Teilchen ein, während der Notartermin drängt. Mit verblüffender Offenheit entlockt sie der Käuferin, dass diese mit zwei Jahren rechnet, bevor Lola stirbt und sie selbst einziehen kann. Denn ihre Ehe mit Daniel (Daniel Grao) läuft nicht mehr und Sara plant einen pragmatischen Ausweg. Doch das wird sie später gestehen, wenn sich die Frauen nach vielen humorvollen Reibereien nähergekommen sind.

„Vier Wände für Zwei" ist das mehrfach ausgezeichnete Spielfilmdebüt von Bernabé Rico. Der Film lebt vor allem vom grandiosen Zusammenspiel der beiden Hauptdarstellerinnen, vom Aufeinandertreffen der äußerlich extrem unterschiedlichen Charaktere. Über einige Wendungen wird Sara erfahren, was wahr ist im Leben und worum es wirklich geht. Eine wohltemperierte Gefühlsachterbahn mit überraschendem Ende und schönem Schlusssatz: „Du bist verrückt!" „Nein, ich lebe! Wir leben!!!"