5.1.22

The 355


USA, China 2021 Regie: Simon Kinberg, mit Jessica Chastain, Penélope Cruz, Diane Kruger, Lupita Nyong'o, Bingbing Fan, Sebastian Stan, Edgar Ramírez, 122 Min., FSK: ab 16

Eindeutig überqualifiziert für die Oscars ist „The 355" in Sachen Diversität – leider nicht bei der Qualität: Weibliche Stars übernehmen wieder mal das Action-Ressort, mehr Originelles fiel Regisseur Simon Kinberg, dem britischen Produzenten von großen Männerfilmen wie „X-Men", „Deadpool" oder „Der Marsianer", nicht ein.

Der MacGuffin, hinter dem alle her sind, fällt diesmal raffiniert simpel aus: War es bei Hitchcock gerne ein Koffer mit beliebigem Inhalt, ist es nun „irgendwas mit Computer", ein Kästchen mit Leuchtdioden, das alles knacken, Flugzeuge abstürzen, Telefonnetze oder ganze Städte ausschalten kann. Im Gegensatz zum raffinierten „Ocean's 8" fällt die Aufstellung der Frauen-Figuren etwas umständlicher aus. Es dauert 45 Minuten, bis sich fünf als Team gefunden haben. Die einsame CIA-Agentin Mason Browne (Jessica Chastain) kämpft erst verbissen mit der wahnsinnig gewalttätigen Marie (Diane Kruger) vom BND. Die britische Technikspezialistin Khadijah (Lupita Nyong´o) steht für die Nerds im Stil von Q. Die kolumbianische Graciela (Penélope Cruz), gibt die Psychologin ohne Felderfahrung für wenigstens ein wenig Witz. Und die chinesische Computerexpertin Lin mi Sheng (Bingbing Fan) bedient den wichtigsten Weltmarkt der Koproduzenten.

Auf den ausgetretenen Bond-Spuren führen unglaubwürdige Action und Verfolgungsjagden von der Berliner U-Bahn zu Pariser Cafés, marokkanische Souks und Shanghai. Das wird nur wegen weiblich nicht wirklich besser. Doch die Dialoge sind flott, die Figuren gut und interessant gezeichnet. Ein paar Szenen zeigen Schauspielkunst ohne Rennen, Hauen und Schießen. Das Ende ist „The Queens-Women": Eine kleine Gruppe, welche die Welt unabhängig von Regierungen und korrupten Geheimdiensten beschützt.