Bosnien-Herzegowina, Deutschland, Kroatien, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, Slowenien 2020 (Nebesa) Regie: Srdjan Dragojević, mit Goran Navojec, Bojan Navojec, Ksenija Marinković, 120 Min., FSK: ab 16
Stojan ist unbescholtener Mann, fürsorglicher Familienvater. Seine Frau meint, ein Trottel, der noch Parteibuch besitzt und ihr verboten hat, die Tochter zu taufen. Vor allem aber: Zu gut für diese Welt. Als er nach einem Stromschlag einen Heiligenschein bekommt, wird sein Leben als Held der jugoslawischen Flüchtlings-Siedlung unerträglich. Fortan will er sündigen, was das Zeug hält, um den Leuchtkreis auf dem Kopf wieder los zu werden. Derb und brutal wandelt er sich zum schlagenden, betrügenden und berechnenden Macho. Auch der Humor der Satire gerät dabei eher grob.
Über drei weit gespreizte Episoden zeichnet der gefeierte Regisseur Srdjan Dragojevic (Berlinale-Abräumer „Die Parade", 2011) mit aus osteuropäischen Filmen bekanntem Humor ein zynisches Gesellschaftsbild Post-Jugoslawiens. Vom Niedergang des Kommunismus und der Mitmenschlichkeit in „Sünde", in 1993 spielend, geht es in „Gnade" (2001) um die Erschießung eines wundersam zum Säugling gewordenen, geistig behinderten Häftlings. Stojan wandelt sich vom Chef der Haftanstalt zum faschistisch dekorierten Chef des Staates. Korruption bei den in krimineller Kommunion agierenden Staat und Kirche ist das bestimmende Thema, aber trotz deftiger Erzählung lassen sich auch feine Stimmungen erspüren.
„Das Jüngste Gericht" (2026) tischt die ebenso skurrile Idee auf, dass Gemälde eines Künstlers wie Essen sättigen. Ein Gaumenschmaus zuerst für die vielen Obdachlosen („Kunst als Nahrung für alle") und eine deutliche Kritik des Kunstmarktes sowie des Filmgeschäfts. Das gleiche Personal taucht in allen Episoden auf, allerdings in variierten Rollen, so wurde aus dem Häftling der schizophrene Künstler und Stojans Tochter eine gestörte Galeristin. Srdjan Dragojevics Kunst ist sicher nicht für alle, aber reichhaltig, wild und mehr als nur grober Witz.