3.8.14

ghj: Planet der Affen - Revolution ****

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Planet der Affen - Revolution

USA 2014 (Dawn of the Planet of the Apes) Regie: Matt Reeves mit Andy Serkis, Jason Clarke, Keri Russell, Gary Oldman, Judy Greer 131 Min. FSK: ab 12

In „Planet der Affen - Prevolution" erreichte der Labor-Affe Caesar aufgrund einer Droge nicht nur selbst die Intelligenz der Menschen, er infizierte auch seine Mitgefangenen und startete eine Revolution gegen die Menschen. Zehn Jahre später hat genau dieses Virus weltweit die Menschheit fast ausgerottet. Die Überlebenden hausen in den Ruinen der Städte. Die Affen leben in den Wäldern in neuen Gesellschaften. Diese Fortsetzung des Vorspiels vor den alten „Planet der Affen"-Filmen begeistert gleichzeitig mit ihrer sagenhaften Geschichte, mit atemberaubender Inszenierung und Ideen, die unter die Haut gehen.

Caesar (Andy Serkis) hat auf der Basis seiner schrecklichen Erfahrungen in Menschenlaboren eine neue Gemeinschaft gegründet, die vor allem eine Regel befolgt: Affe tötet nicht Affe. Das erledigen jedoch zuverlässig ein paar Menschen, die von den Trümmern San Franciscos auf dem Weg zu einem Damm sind, um wieder an Elektrizität zu kommen. Ein hasserfüllter Hitzkopf erschießt einen erschrockenen Affen, doch Caesar lässt die anderen Menschen straffrei gehen. Die faszinierende Begegnung mit einem sprechenden Schimpansen lässt Malcom (Jason Clarke), einen der beiden Anführer der Menschen in Frisco, nicht mehr los. Er geht wehrlos zur Affenfestung und überzeugt Caesar, sie das Wasserkraftwerk reparieren zu lassen. Dass Caesar mit dem von Laborversuchen verstümmelten Koba (Toby Kebbell) diskutiert, was die Elektrizität für die Entwicklung der Menschen bedeutet, ist nur der Anfang eines ganzen Netzes an sozialen und politologischen Gedankenspielen, die der Film unauffällig in seine sensationellen Bilder einwebt.

Bilder bei denen man stillstehen muss, so wie „Planet der Affen - Revolution" selbst scheinbar immer ein paar Extra-Sekunden stillsteht, um die Waldfestung der Affen oder die Gerüstkrone eines Hochhauses im Zentrum der Stadt als dreidimensionales Gemälde zu würdigen. Ebenso gibt es fast Standbilder im Sinne von Statuen, denn der Film regt zum Denken über Herrschaft und deren Legitimation an. Dabei ähneln sich die Strukturen in den Gemeinschaften von Affen und Menschen ebenso wie ihre Gene. Während der auf Verständigung bedachte Caesar von Koba hintertrieben wird, rüstet Malcolms Partner Dreyfus (Gary Oldman) heimlich auf. Alle wollen sie ihre Kinder schützen und haben mehr Angst vor den anderen als nötig.

Während Andy Serkis („King Kong", „Der Herr der Ringe") auch in der Fortsetzung den Schimpansen Caesar zum Leben erweckt, sind die Figuren aus „Prevolution" nicht mehr im Spiel. Zum Faszinierenden von „Planet der Affen - Revolution" gehört überhaupt die auch dramaturgische Vorherrschaft der Affen. Nicht nur tricktechnisch ist diese „Revolution" weit von der simplen Logik entfernt, dass der Affe der bessere Mensch sei. Vielleicht ist Caesar klüger als die Menschen, aber der stille Abgang von Malcolm ins Dunkle gibt auch dieser Figur eine ganz besondere Größe. Eine Szene übrigens, die wie viele andere ein inszenatorischer Leckerbissen ist.

Caesar ist jedoch eindeutig die Hauptfigur, ein charismatischer Führer, der nicht töten und herrschen will. Doch die Entwicklung lässt ihm keine andere Wahl - das ist endlich einmal tatsächlich so und nicht vorgeschoben wie in vielen Rachefilmen. Wie er am Ende staatsmännisch verantwortungsvoll eine Richtung einschlägt, in die er nicht wollte, macht ihn zu einer großen Filmfigur und Serkis mit oder trotz aller digitalen Verkleidung zu einem großartigen Darsteller.

„Planet der Affen - Prevolution" ist technisch und von der Geschichte her großartig. Regisseur Matt Reeves hat nach „Cloverfield" (2008) und dem Kinder-Vampir-Remake „Let Me In" (2010) wieder ein Paket voller Hollywood-Attraktionen geliefert, dass sich im Mut zu anderen Perspektiven und in den Angeboten zum Weiterdenken weit von der Mainstream-Kost abgesetzt hat. Ein wirklich großer, bewegender Film, ein Abenteuer der Menschheit, das vorerst kein gutes Ende findet. Wenngleich der eindringliche Blick aus Caesars Augen ein unvergessliches Filmende ist.

Günter H. Jekubzik * guenter@jekubzik.de