19.8.14

Madame Mallory und der Duft von Curry

USA 2014 (The hundred foot journey) Regie: Lasse Hallström mit Helen Mirren, Om Puri, Manish Dayal, Charlotte Le Bon, Farzana Dua Elahe, Michel Blanc 122 Min. FSK: ab 0

Nachdem Hassan Kadams Familie, die in Mumbai seit Generationen Restaurants betrieb, von einem Volkspöbel, der auch Hassans Mutter mordet, vertrieben wurde, und sich der kleine Koch-Clan auch in England nicht wohl fühlt („Englands Gemüse haben keine Seele!"), landen sie in der französischen Provinz. Ist es ein Zufall oder das Schicksal, das an den Bremsen des Autos rumspielte? Papa (Om Puri) lässt sich jedenfalls nun durch nichts mehr abhalten, ein verlassenes Restaurant mit indischem Menü neu zu eröffnen. Was wider Erwarten nicht zu rassistischem Widerstand führt, sondern nur zu dem vehementen der benachbarten Besitzerin des klassischen Sterne-Restaurants „Le Saule Pleureur". Madame Mallory (Helen Mirren) ist wie Papa ein echter Charakter, dickköpfig, stur, aber das mit Stil.

Während die sechs Inder vor allem mit lauter Musik und Lebenslust das Dorf aufmischen, mixt der genial begabte Koch Hassan (Manish Dayal) seine traditionellen Gewürze in die klassischen französischen Rezepturen und begeistert damit zuerst Marguerite (Charlotte Le Bon), die Sous-Chefin von Madame Mallory. Die kühle, einsame Sternen-Sammlerin selbst hingegen zeigt den Kochkünsten des Nachbarn eine verachtend kalte Schulter, obwohl sie im Inneren sichtlich dahinschmilzt. Erst als ihre Angestellten doch in Fremdenhass verfallen und Madame eigenhändig Schmierereien beim Inder gegenüber entfernt, fallen die Schranken. Das Bewerbungs-Omelett von Hassan überzeugt und er führt als neuer Küchenchef von Madame „Le Saule Pleureur" zu einem weiteren Stern. Dadurch steht allerdings die wachsende Anziehung zwischen Hassan und der ehrgeizigen Marguerite unter einem schlechten Stern.

In Abwandlung von „Howards End" heißt es statt „only connect" nun „only vermischen" als Rezeptur für ein glückliches, einträgliches Miteinander. Man könnte es auch Multikulti-Marsala nennen, was Regisseur Lasse Hallström in der Verfilmung von Richard C. Morais' Roman „The Hundred-Foot Journey" („Madame Mallory und der kleine indische Küchenchef") erzählt. Im großen Michelin-Führer der Kochfilme von Alfonso Araus „Bittersüße Schokolade" bis zu Ang Lees „Eat Drink Man Woman" überzeugt „Madame Mallory" hauptsächlich durch Darsteller und Sprüche. Kostprobe? „Du musst das Rezept in deinem Herzen finden und dann in den Topf bringen."

Quasi als Nachschlag zu seinem „Chocolat" serviert der Routinier Hallström leichte aber übersüße Unterhaltung. Der Spaß ist immer anwesend bei den liebenswerten Figuren im „Maison Mumbai". Allerdings ist alles auch formelhaft und vorhersehbar: Stellt sich anfangs beim Einreiseverhör noch eine lebendige, lustige Familie mit schön schrägen Eigenwilligkeiten vor und ergibt sich zwischen Hassan und Marguerite erst ein nicht zu offensichtliches Flirten, weiß man zu schnell, was noch alles passieren wird. Ein krampfhafter Zwang, (im Original) in Frankreich Englisch zu sprechen, ärgert ebenso wie das eine oder andere Detail. Dabei entgleiten Lasse Halmström manchmal sogar die handwerklichen Fähigkeiten, wenn vom Feuer, das Hassans Mutter tötet, sinn- und geschmacklos auf ein Grill-Feuer in England überblendet wird. Die andere geschmackliche Extremität, die überkitschten Bilder von heiler Landschaft und Dorfidylle, ist dagegen diskutabel. Machte sie doch schließlich auch „Chocolat" zum unvergessenen Erfolg.