26.8.14

Guardians of the Galaxy

USA 2014 Regie: James Gunn mit Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Lee Pace, Michael Rooker, John C. Reilly, Glenn Close, Benicio Del Toro 121 Min. FSK: ab 12

Dass Superhelden mal wirklich super waren, ist schon eine Weile her. Doch jetzt kramte Marvel ein übersehenes Comic-Heftchen hervor und sorgt mit dessen Verfilmung für überraschend viel Spaß und beste Unterhaltung. „Guardians of the Galaxy" sind ein Glücksgriff in die Popcorn-Kino-Tüte.

Ok, es geht wie so oft um ein Gimmick, einen McGuffin, der alles zerstören kann. Der Orbit, die silberne Kugel hinter der alle her sind, ähnelt dem Anhänger vom Katzenhalsband in „Men in Black", doch eigentlich dreht sich alles um einen alten Walkman. Genau - kein Laserschwert, keine Geheimwaffe. Unser Held - der „Star Lord" heißen will, aber nur Peter Quill (Chris Pratt) genannt wird - fliegt oder flieht in keine Galaxie ohne seine Lieblingskassette. Denn die enthält die Lieblingslieder der Mutter, die 1988 im Krankenhaus unter für Peter traumatischen Umständen stirbt. Dass direkt danach ein Raumschiff von Weltall-Piraten den Jungen entführt, ist fast Nebensache.

26 Jahre später ist Peter als lässiger Meisterdieb unterwegs. Mit langem Ledermantel, futuristischer Gesichtsmaske und haufenweise Gimmicks in den Taschen ist es aber vor allem wieder ein flotter Song, der ihn in einer besonders düsteren - und atemberaubend gezeichneten - Ecke des Universums antreibt, den Orbit zu klauen. Die Verfolger schüttelt er ebenso ab wie seinen Auftraggeber und Ziehvater Yondu Udonta (Michael Rooker). Allerdings ist auch ein ziemlich übler Weltzerstörer hinter ihm her und nur, dass ein Paar origineller Kopfgeldjäger Peter schnappen wollen, rettet ihn vor dessen Jägerin Gamora (Zoe Saldana).

Eine gemeinsame Haft schweißt schließlich fünf sehr unterschiedliche und herzlich verfeindete Guardians, also Wächter der Galaxie zusammen: Ein genialer, gen-mutierter Waschbär. Ein Baum, der nur „Ich bin Groot" sagen kann. Ein noch dämlicherer Muskelberg namens Drax. Und auch Gamora begleitet Peter bei der Jagd nach der Silberkugel, die munter durch die Handlung rollt.

Dabei sind es nicht nur die Hits der 70er und 80er, angefangen mit „I'm not in love" von 10CC, die der Science Fiction-Abenteuerkomödie kontrapunktisch ihren besonderen Touch gibt. Trotz eindrucksvoller Effekte und digital gezeichneter Zukunftswelten wirken die „Guardians of the Galaxy" angenehm altmodisch. Vor allem Peter könnte als bodenständiger Schlawiner irgendwo einen Robin Hood oder Fanfan den Husar unter seinen Ahnen haben. Und obwohl diese Space-Saga direkt mit einem Überfluss an Figuren an den Leinwand-Start geht, sind diese so gut innerlich und von draußen gezeichnet, dass es spannend bleibt. Selbst wenn mal nicht geschossen wird. Überraschend ist, wie viel Groot mit seinem einen Satz sagen kann, und auch, welches Maß an Gefühlen dieser originell in alle Richtungen wuchernden Kreatur eingehaucht wurden. Sogar der tumbe Kämpfer Drax (Ex-Wrestler Dave Bautista) rührt hinter vielen Tattoos und Muskeln. Dazu ist die Anzahl von Scherzen und dialogischen Volltreffern höher als der Einschläge von Laser- oder sonst was Kanonen. Umwerfend bescheuerte Gespräche sind genau das, was dies Genre gebraucht hat. Wenn milliardenschwere Helden-Figuren sich mal nicht ganz so ernst nehmen, ist der alte Charme billiger Heftchen-Unterhaltung schnell wieder da.