28.1.14

Mandela: Der lange Weg zur Freiheit

Großbritannien, Südafrika 2013 (Mandela - Long walk to freedom) Regie: Justin Chadwick mit Idris Elba, Naomie Harris, Tony Kgoroge, Riaad Moosa 141 Min. FSK: ab 12

Nach Spielfilmen wie „Goodbye Bafana" und einigen Dokumentationen zur Gefängniszeit wie zur Präsidentschaft von Nelson Mandela (1918-2013) erwischt jetzt eine weitere Biografie nach dessen Tod im Dezember 2013 vor allem einen günstigen Verwertungs-Zeitpunkt. „Mandela: Der lange Weg zur Freiheit" nach Mandelas Autobiografie ist als Einstieg interessant und vor allem als emotionaler Film gelungen. Die besondere, eigene Perspektive bringt zwangsläufig Verzerrungen mit sich. Leider ist aber auch der charismatische Geist der außergewöhnlichen Persönlichkeit in den Bildern zu seinen eigenen Zeilen nicht sehr präsent.

Vom ersten Moment an, von der melancholischen, erträumten Rückkehr ins Haus seiner Kindheit, im Dorf Mvezo am Ufer des Mbashe-Flusses, erzählt „Mandela: Der lange Weg zur Freiheit" mit viel Sentiment. Aber auch rasant lässt er die Jugend, ein Initiations-Ritual in der Steppe, Mandelas Arbeit als Anwalt-Assistent, den Rassismus auf der Straße und im Gerichtssaal vorbeiziehen. Ein kurzes Beispiel für die extreme Gewalt und Polizei-Willkür in den 40er- und 50-Jahren Südafrikas zeigt, wie der Fall eines zu Tode geprügelten Schwarzen nicht vor Gericht kommt. Frustriert von Gewalt und Unrecht tritt Mandela (Idris Elba) dem kämpferischen ANC (African National Congress) bei und wird nach einer Eskalierung des Widerstandes schließlich verhaftet und zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt.

Immer wieder sehnt sich der Film zurück zum goldenen Gras der Steppe, zu seinem Heimatdorf in den Bergen. Etwa bei der traditionellen Hochzeit zur (zweiten) Ehe mit der Aktivistin Winnie Madikizela (Naomie Harris). Die andere Realität sind die Panzerwagen, die in den Townships durchs Bild fahren, das Massaker von Sharpville und andere willkürliche Ermordungen. Die Verbrennung der Zwangs-Ausweise des Buren-Regimes ist eine sanftere Form des Widerstandes. Später kommen Brandanschläge und die Verbrennung von vermeintlichen Kollaborateuren mit Autoreifen hinzu. Die Spirale der Gewalt im Bürgerkrieg, die erst nach der Freilassung und der Präsidentschaft Mandelas ein (vorläufiges) Ende findet, ist neben dem persönlichen Kampf des Protagonisten das durchgehende Motiv dieser Biografie.

So zeigt sich der machtlose, aber weisere Widerstand in der Haft in kleinen Schritten: Erst verlangt Mandela lange Hosen, denn die Afrikaner müssen wie „Boys" kurze tragen. Die in den Jahrzehnten der Haft gewonnene Souveränität gipfelt beim den ersten geheimen Treffen mit weißen Regierungsvertretern in einer extrem entspannten Haltung, die das Konzept einer Versöhnung ohne Rache vorstellt und fordert.

Eine Haltung, die der Film selbst nicht durchhält. Wenn Mandela selbst seinen teils brutalen Wärtern immer mit Respekt begegnete, wie „Goodbye Bafana" 2006 erzählte, bleibt es hier bei einem Schwarz-Weiß-Schema. Es ist einfach keine Zeit, für einen Blick auf das Wesen des Unterdrückers. Die Zweieinhalbstunden für ein sehr ereignisreiches Leben funktionieren so als Biografie für „Einsteiger", andere Darstellungen sind selbstverständlich differenzierter, kritischer und teilweise auch intensiver.

Die besten Momente hat der Film mit seinen eindrucksvollen historischen Kulissen, wenn er nicht chronologisch erzählt und so die Schichten der Persönlichkeit Mandelas in eine filmische Gleichzeitigkeit bringt. Berührend ist er immer wieder, so bei der ersten Umarmung zwischen Nelson und Winnie nach 21 Jahren. Allerdings bleiben auch Lücken: Wie fühlt sich ein Mensch, der den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen soll? Ein paar Sekunden sieht man das Gesicht vor dem Fenster, dann ein Blick von außen und in Flug über die Gefängnisanlage – das funktioniert gar nicht. Positiv könnte man sagen, der Film behält seinen Anfangsschwung bei, allerdings auf Kosten einer zunehmend irritierenden Ruhelosigkeit.

Hauptdarsteller Idris Elba gelingt es, Nelson Mandela über eine lange Lebensspanne nahe zu kommen, indem er auch dessen Tonfall imitiert. In den besten Momenten gelingt es dem starken Schauspiel, wie der charismatische Politiker Mandela selbst, einen in seinen Bann zu ziehen. Allerdings war darin Morgan Freeman seinen kurzen Auftritten für Eastwoods „Invictus" noch eindrucksvoller – selbst ohne große Ähnlichkeit.