Großbritannien, Frankreich, Schweden, Belgien 2013 (Diana) Regie: Oliver Hirschbiegel mit Naomi Watts, Naveen Andrews, Douglas Hodge, Geraldine James 113 Min. FSK: ab 0
Wer bislang öfters mal nichts Wichtigeres zu tun hatte, als sich für ein britisches Prinzeßchen zu interessieren - die aus Monaco sind ja so zickig geworden - muss nun noch einmal zwei Stunden Lebenszeit nachlegen, um auch den filmischen Nachklatsch dieser Boulevard-Story abzusitzen. Oliver Hirschbiegels „Diana" kann durchaus als Strafe verstanden werden: Die - wegen Öffentlichkeit, royaler Verwandtschaft und so - schwierige Beziehungskiste mit üblem Ausgang vermag so gut wie nie zu interessieren.
Drei Jahre nach der Trennung von Prince Charles und zwei vor ihrem tödlichen Unfall im Pariser Tunnel trifft die noch mit den Windsors verheiratete Lady Di (Naomi Watts) auf den Herz-Chirurgen Hasnat Khan (Naveen Andrews), der sie nicht wie eine Prinzessin behandelt. Wie ein verliebtes Mädchen nähert sich die in Schloss und Protokoll Gezwängte dem sehr entspannten Kultur-Menschen, besorgt sich ein medizinisches Handbuch und versucht für ihn zu kochen. Ein spaßiges erstes Date im Schloss mit Unsicherheiten auf beiden Seiten und baldiger Offenheit bei Wein, Burger und Sport im Fernsehen führt zu einer Beziehung, die trotz schicker Tarnung unter schwarzer Perücke nicht lange geheim bleiben kann. Der aus Pakistan stammende Hasnat Khan, der seinen mit Mühen erarbeiteten Beruf sehr ernst nimmt, scheut als zurückgezogen lebender Mensch die Öffentlichkeit sehr. Auch wegen seiner Familie, die Diana nur teilweise akzeptiert, zieht er sich aus dem Liebesverhältnis zurück. Um Hasnat eifersüchtig zu machen, inszeniert die unglückliche Prinzessin für die bisher verhassten Paparazzi eine öffentliche Affäre mit Dodi Al-Fayed. Wegen des tödlichen Autounfalls werden wir nie erfahren, ob es funktioniert hätte und sie bis an ihr Lebensende usw....
Hirschbiegel hat dem Kino einen „Untergang" beschert, die Größte Fatzkerei aller Kinozeiten mit dem schlechtesten Bruno Ganz seit Hitlers Gedenken. Nun verfilmt er das letzte Flackern vom berühmtesten Windlicht aller Boulevard-Spalten! Oh, Diana! Wirst du nie Ruhe geben, denken da Anti-Royalisten und Kindergärtnerinnen, die nicht jedem dahergelaufenen Möchtegern-König in den Rolls rauschen. Trotz der im Rahmen ihrer Figuren und Sätze gut spielenden Hauptdarsteller Naomi Watts und Naveen Andrews leiden alle an diesem Film. Vor allem die Australierin Watts muss einen Teil ihres schauspielerischen Vermögens darauf verwenden, Szenen mit der echten Diana nachzustellen. Dabei bleibt dem Film zwangsläufig zu wenig Zeit für eine irgendwie interessante Figur Diana.
Die Geschichte ist nicht sonderlich komplex und auch nicht schwer umzusetzen: Diana allein mit ihrer Musik im Palast, allein beim Joggen im Garten, allein in der Oper. Was sie von ihrem untreuen Ex hält, wie sie ihre Kinder vermisst, etwas Küchenpsychologie bei der Akupunktur. Hirschbiegel versucht das Triviale zu überhöhen, deshalb folgen immer wieder Fahrten ihren Füßen durch Fluchten von Räumen und Gängen. Viel Aufhebens wird um ein berühmtes Fernsehinterview gemacht - was man wohl nur verstehen kann, wenn man dieser Real-Soap damals Aufmerksamkeit geschenkt hat. Spätestens hier funktioniert der Film nicht mehr eigenständig, „Diana" reduziert sich auf eine DVD-Beilage für Society-Schmuddelblätter.
Klingt der Name Hirschbiegel schon ein wenig wie Unfall mit Wildschaden, ist sein neuer Film „Diana" ein Musterbeispiel für ein sich zwischen ganz viel Stühle Setzen: Er hat ja einiges probiert, sogar mal Filmkunst mit auffälligem Kameraeinsatz. Handwerklich ist dem zum größten Teil deutschen Inszenierungs-Team (Regie, Kamera, Schnitt) auch nichts vorzuwerfen. Nur es funktioniert nichts! Selbst im großen kollektiven Moment der Trauer um Diana, bei dem man eigentlich aus dem riesigen Gefühls-Pool aller Gala- und Bunte-Leserinnen schöpfen kann und einfach nur nichts falsch machen darf, kommt mehr Verwunderung als Gefühl auf. Wobei es hier nicht im geringsten interessiert, ob Diana „richtig" wiedergegeben wurde.
Gescheitert ist somit auch das Melodram, weil es sich das große Gefühl verbaut. Wenn es überhaupt geplant war. Eine gewisse, absichtliche Distanz in der Anlage dieses Projekt sollte man Hirschbiegel zugute halten. Ansonsten ist der Film für alle möglichen Zielgruppen ein großer Unfall.