USA 2013 (Anchorman 2: The legend continues) Regie: Adam McKay mit Will Ferrell, Steve Carell, Paul Rudd, David Koechner, Christina Applegate 119 Min. FSK: ab 12
Geht es noch blöder? „Anchorman" war eine schwer fassbare Ansammlung von Trotteln und genial idiotischen Einfällen. Jetzt geht die Geschichte mit den gleichen Gestalten weiter und unterhält noch einmal mit hochwertig produziertem Blödsinn, der alle Grenzen überschreitet. Will Ferrell als Anchorman Ron Burgundy und Steve Carell als hochneurotischer Wetterheini vergnügen sich und das Publikum.
Harrison Ford höchstpersönlich darf als Senderchef an seinem Sprecherpaar Ron Burgundy (Will Ferrell) und Veronica Corningstone (Christina Applegate) schnuppern, bevor er entscheidet: Sie wird seine Nachfolgerin, er fliegt raus. Was nur Ron überrascht, denn allein die lautstarke Vorbereitung auf die Livesendungen des minderbemittelten Prompter-Ablesers enthält mehr absurde Geräusche als ein ganzer Jerry Lewis-Film. Nach dem Rausschmiss aus Sender und der Ehe mit Veronica ist Ron bereit, den Weg der Samurai zu gehen - sich an einer Neonröhre aufzuhängen, für die er selbstverständlich zu schwer ist. So landet er als besoffener Ansager bei Sea World, um für ein völlig bescheuertes Projekt wieder nach New York zu kommen: Ein australischer Medientycoon, den man meist nicht versteht, will auf GNN rund um die Uhr Nachrichten versenden.
Zu Anfang der Achtziger war das News-Geschäft scheinbar noch in Ordnung. Bis Ron und seine trotteligen Kumpel in ihrer Beschränktheit so ziemlich all das einführen, was heutzutage als Medien-Abfall die Kanäle verstopft: Er bringt als erster die Verfolgungsjagd eines flüchtenden Automobilisten live auf den Sender. Er beginnt damit, den Menschen zu erzählen, was sie hören wollen, statt dem, was sie hören müssten. Die Quote schnellt nach oben und Ron hebt ab für den Absturz im zweiten Teil der überdrehten Klamotte.
Zwar ist Will Ferrell, der seine unfassbare Frisur mit Stolz trägt und das Drehbuch zusammen mit Adam McKay selbst geschrieben hat, als Anchorman der Star, doch auch der zweite Film ist kongenial blöde Team-Arbeit. Und keine Minute lang „politcal correct". Burgundy versammelt ums sich ein Team aus Rassisten und Sexisten, das auch in den 80er skandalös gewesen wäre. Er selbst „gönnt" sich nicht nur einen rassistischen Scherz angesichts der neuen afroamerikanischen Chefin, nein, gleich eine ganze Szene lang kann er nichts anderes entgeistert stammeln als „black, black, black..." Das kann man als nicht korrekt betrachten oder als extreme Übertreibung, die durchaus konstruktiv für Rassismus sensibilisiert. Wobei diese Erklärung bei den Machern wahrscheinlich einen Lachanfall hervorrufen würde. Deshalb hält man sich einfach an Burgundys schweinische Flüche von (im Original) ausgesuchter Originalität und an ganz gemeine Treffer in Sachen Medienkritik. Denn Ron macht auch Mediengeschichte, indem seine Verfolgungsjagd dem Live-Interview seiner Ex Veronica mit Arafat den Saft abdreht.
Will jetzt noch jemand wissen, dass ein freche Parodie auf Blinden-Filmmelodramen folgt, nachdem Burgundy wie Ikarus bei Kunsteislaufen zu hoch springt? Wie man einen Weißen Hai mit der Flasche großzieht? Oder wie viele Prominente bei der finalen Massenschlägerei aus internationalen News-Teams in noch so einer unfassbaren Szene neben Jim Carrey, Borat, John C. Reilly, Will Smith, Kirsten Dunst, Marion Cotillard, Liam Neeson oder Vince Vaughn Scorseses „Gangs of New York" parodieren? Dann hilft nur noch ein Kinobesuch. Denn Klamauk kann klasse sein, je nachdem, wer ihn macht und wie weit das Maß des Wahnsinns über jedes Hollywood-Niveau hinaus schießt.