28.1.14

47 Ronin

USA 2013 Regie: Carl Rinsch mit Keanu Reeves, Hiroyuki Sanada, Tadanobu Asano, Rinko Kikuchi, Cary-Hiroyuki Tagawa 119 Min. FSK: ab 12

Neo heißt jetzt Kai und Matrix liegt in Japan. Sonst ändert sich nix! Das Remake des wirkungsmächtigen japanischen Ronin-Mythos verirrt sich irgendwo im Mix aus japanischer Tradition und Fantasy-Elementen. Keanu Reeves gibt den aussätzigen Krieger, die eindrucksvolle Staffage um ihn herum wirkt nur zeitweise.

Samurai, deren Feudalherren getötet wurden, mussten früher unter Schande durchs Land ziehen und wurden Ronin genannt. Bekannt sind die Ronin vor allem durch die Historie eines Massenselbstmordes von 47 „arbeitslosen" Ronin zu Anfang des 18. Jahrhunderts westlicher Zeitrechnung. Dieses für traditionelle Japaner zentrale Verständnis von Ehre wurde nicht nur mit zahllosen einheimischen (Film-) Werken verankert, selbst international fand solch eine Haltung viel Interesse - wenn auch oft verbunden mit kopfschüttelndem Staunen. So schickte beispielsweise Regisseur John Frankenheimer 1998 in seinem „Ronin" sechs moderne, freigestellte „Krieger" (unter anderem Robert De Niro, Jean Reno, Stellan Skarsgard) auf einen Rache- und Raubzug. In der aktuellsten Variante „47 Ronin", von Werbe- und Kurzfilmregisseur Carl Erik Rinsch wird nun viel drumrum gezaubert und damit die Kerngeschichte verwässert.

Der Prolog, wie der gute Fürst von einem Konkurrenten mit Hilfe einer mächtigen Hexe hinterhältig in den traditionellen Selbstmord getrieben wird, wie des Fürsten Tochter und seine Samurai herrenlos werden, ist dem Film fast die erste Stunde wert. Dabei steht die hierarchische Randfigur Kai (Reeves), ein niederer Diener, ein Bastard-Kind einer Japanerin und eines Westlers zentral. Als Findling im verwunschenen Wand aufgelesen, wächst er mit der Fürstentochter auf. Als Erwachsener, vom Herrn und Hof geachtet, erlegt er schon mal einen panischen, riesigen Monster-Hirsch und rettet dabei einem Adeligen Ruhm und Leben.

Und immer droht aus dem Unterholz ein Schneefuchs mit unterschiedlichen Augenfarben, der sich in eine attraktiven Hexe mit faszinierender, lebendiger Dreadlocks-Frisur verwandelt. Der Rest ist Geschichte aufgehübscht mit viel Fantasy. So besorgt Kai für die verbannten Samurai Schwerter ausgerechnet im verwunschenen Wald seiner Kindheit. Während der fast mystische doppelt aussätzige Kai mit einem Schlangenmenschen verhandelt, findet draußen einer der vielen Schwertkämpfe statt: Gegner ist eine ganze Schlange aus Gestalten in orangen Mönchsgewändern. So verschmilzt quasi Mythisches aus Japan und aus Hollywoods Computern. Das Industrie-Produkt „47 Ronin", das einen alten Kult eher verwertet als ihm Ehre erweist, wird notdürftig mit bekannten japanischen Gesichtern wie Cary-Hiroyuki Tagawa („Die Geisha, Pearl Harbor"), Tadanobu Asano („Thor – The Dark Kingdom", „Battleship") und Rinko Kikuchi („Pacific Rim", „Babel") „aufgepimpt", die allerdings Randfiguren bleiben müssen - ausgerechnet neben der „Langnase" Reeves.

Mehr Eindruck schaffen so tatsächlich die bunten Fabelwesen aus dem Computer. Keanu Reeves ist mit Vollbart und einer stark wiedererkennbaren Mimik oft am Rande der Lächerlichkeit, er hätte vielleicht nicht auch noch zwischendurch die Merkel-Raute machen dürfen. Insgesamt verpufft der ganze Aufwand und übrig bleiben nur 4,7 Ronin auf der nach unten offenen Richterskala der Klassikerverfilmungen.