USA 2012 (Woody Allen: A Documentary) Regie: Robert B. Weide 117 Min.
Was Sie schon immer über Woody Allen wissen wollten, aber nie zu fragen wagten... - verspricht diese Dokumentation von Robert Weide im unausweichlichen Wortspiel mit einem von Allens Filmtiteln. Man erfährt tatsächlich viel, sehr viel. Auch vom Meister selber, der entspannt Antwort gibt und sich ungeachtet seines ansonsten eher scheuen Images mit der Kamera begleiten lässt. Doch über fast zwei Stunden ist halt nur Woody Allen mit seinen frühen Bühnenauftritten, seinen Filmausschnitten lustig oder interessant. Die Doku über ihn langweilt hingegen oft.
Sie ist schon erstaunlich, die Karriere des am 1. Dezember 1935 in Brooklyn geborenen Allen Stewart Konigsberg, der als Gag-Schreiber begann, es selbst - bis zum Erbrechen hypernervös - auf der Bühne ziemlich schwer hatte und seit seinem Coming Out als Filmregisseur mit pedantischer Disziplin jedes Jahr einen Film fertig stellt. Mit dem ihm ureigenen Humor beschreibt er den Prozess des Filmemachens als anfängliche Vorstellung, einen neuen „Citizen Kane" zu schaffen, bis zur künstlerischen Prostitution am Ende, nur um das alles zu überleben. Doch scheinbar besser dies als die Apotheker-Karriere, die seine Eltern geplant hatten, wie die Schwester sehr offen und unerwartet persönlich erzählt. Kurios auch, dass der extrem fleißige Autor und Regisseur immer noch auf seiner deutschen Olympia tippt, die er vor Jahrzehnten für 40 Dollar erstand. „Cut & Paste" nennt sich bei ihm noch ganz ursprünglich das Arbeiten mit ausgeschnittenen und dem Hefter zusammengefügten Papierstücken.
Die an derartigen Anekdoten reiche, aber trotz einiger persönlicher Auftritte (etwa von der langjährigen Lebensgefährtin Diane Keaton) selten weiterführende Dokumentation „Woody Allen: A documentary", profitiert von und leidet unter der freundschaftlichen Vertrautheit zum Objekt der Beobachtung. Man darf Woody Allen aus der Nähe betrachten, doch Regisseur Robert B. Weide blickt so gut wie nie hinter die Kulissen. Ärgerlich gar der dauernde Auftritt eines Filmbeauftragten der us-amerikanischen Kirche. Dessen konstante Versuche, dem bekennenden Atheisten Woody Allen gerade wegen dessen häufigen Scherzen über Gott einen tiefen Glauben unterzujubeln, klingen wie ein Allen-Witz, den der selbst schon tausendfach besser gebracht hat. Trotzdem erreicht „Woody Allen: A documentary" im Guten wie im Schlechten Eines: Man bekommt Lust, sich noch mehr Woody Allen anzusehen.