Belgien 2011 (Hasta La Vista) Regie: Geoffrey Enthoven mit Robrecht Vanden Thoren, Gilles de Schryver, Tom Audenaert, Isabelle de Hertogh 120 Min. FSK ab 12
Der Druck, mit Querschnittsgelähmten und anderen Behinderten fast ganz normale Komödien zu machen, ist so groß, dass man fast ein eigenes Genre dafür aufmachen könnte. Oder eigentlich nicht, denn Oscar Pistorius startet ja nun schließlich auch mit allen anderen bei Olympia. "Hasta la vista" jedenfalls ist einfach eine manchmal pubertäre aber oft auch eine fein beobachtete, ganz normale Komödie aus Belgien. Der wahre Sex-Leben der behinderten Belgier halt.
Der querschnittsgelähmte Philip (Robrecht Vanden Thoren) träumt von joggenden Brüsten und Mama fragt hilfsbereit, ob sie "seine Hand unten hinlegen soll..." Philip und seine Freunde, der extrem sehbehinderte Jozef (Tom Audenaert) sowie der todkranke Lars (Gilles de Schryver) sind fast erwachsene, junge Männer, die durch ihre Behinderung in einigen Bereichen etwas hilflos sind und vor allem sexuell endlich mal nicht mehr bemuttert werden wollen.
So zieht es die lüsternen männlichen Jungfrauen unter Anführung des rabiaten Philip nach Spanien, wo das Puff El Cielo sich besonders um Behinderte kümmert. Das genau Ziel kennen die Eltern nicht, stimmen aber nach einiger Überredung zu. Doch der Tumor von Lars ist mittlerweile gewachsen, er darf nicht mitfahren. Die drei brechen trotzdem auf - heimlich, mit einem etwas schäbigeren Van und einer etwas günstigeren Betreuung. Die heißt Claude (Isabelle de Hertogh) stellt sich bei ersten persönlichen Treffen nicht nur unerwartet als Frau heraus, sondern auch noch als ganz schön üppige Wallonin. Was Phillip zu einem Schwall von Gemeinheiten auf Flämisch veranlasst. Typisch belgische Verständigungsprobleme, die auf den ersten paar Hundert Kilometer ausgeräumt werden, denn schon in der ersten Nacht geht einiges schief, die drei kleinen Arschlöchern verhalten sich betrunken noch etwas schlimmer und zuletzt völlig hilflos. Claude erweist sich als nicht nachtragender, klasse Kumpel, der sehr wohl flämisch versteht und gegen die Verfolgung der mittlerweile alarmierten Eltern einige Tricks auf Lager hat. So übernachtet man nicht in Paris sondern im „1000 Sterne Hotel Claude" unter freiem Himmel. Endlich am Mittelmeer geben sich die Jungs zwar Cool im Pool, aber reichlich unerfahren in Sachen Sex. Auch hier kann Claude helfen und sorgt sogar für etwas Romantik.
Zwischen „Uneasy Rider" und Nicholsons „Das Beste kommt zum Schluss" bewegt sich diese deftige und herzliche Komödie aus Belgien. Die drei Jungs dürfen ein paar Behinderten-Scherze machen, man schwelgt zu Joe Dassins „Et si tu n'existais pas", findet wahre Liebe und genießt das Leben. Ein herzliches Vergnügen mit nur etwas Wehmut.