10.7.12

Bis zum Horizont, dann links!

BRD 2012 Regie: Bernd Böhlich mit Otto Sander, Angelica Domröse, Ralf Wolter, Marion van de Kamp, Us Conradi, Herbert Feuerstein, Anna Maria Mühe, Tilo Prückner, Robert Stadlober 92 Min.

„Eine Entführung ist kein Spaß." „Altersheim auch nicht!" Das ist, auf zwei Sätze gebracht, die Motivation des Seniors Eckehardt Tiedgen (Otto Sander) bei einem Rundflug seines Heimes eine alte Junkers voller Lebens- und auch Filmgeschichten zu entführen. „Bis zum Horizont, dann links!" macht sich nicht die übliche Mühe, Vorleben, Krankheiten und den Standard-Satz an persönlichen Eigenheiten mit einzupacken. TV-Routinier Bernd Böhlich startet schnell durch und legt mit eigenem Buch und Regie eine unterhaltsame Punktlandung hin.

Das Beste dabei sind seine Passagiere, sprich: Darsteller. Für die jüngeren Semester gibt es das neue Cover-Girl Anna Maria Mühe als sexy Pflegerin Amelie und Robert Stadlober als Ko-Pilot Mittwoch. In der Mittellage meckert Herbert „Mad" Feuerstein als nerviger Spießer Miesbach (sic!) über alles. Doch die echten Senioren sind ein wahrer Augenschmaus und wie die „Tante Ju" eindrucksvolle deutsche Filmgeschichte. Vor allem Angelica Domröse und Otto Sander bereiten großes Sehvergnügen. Sein großartiger Monolog über das Leben auf dem Abstellgleis führt zu einer ganz demokratischen Abstimmung für die Entführung. Der junge Ko-Pilot Mittwoch (Robert Stadlober) macht vor lauter Begeisterung über seine Insassin Schwester Amelie (Anna Maria Mühe) auch mit. Eine ehemalige Schauspielerin ergreift die Chance des Comebacks in der Rolle einer arabischen Terroristin.

„Bis zum Horizont, dann links!" erlaubt sich triviale neben großen Momenten. Dazu ein schön offener Horizont am offenen Ende. Tatsächlich ein Film, für den sich der Ausflug ins Kino von Bernd Böhlich lohnt.