22.7.09

Salami Aleikum


BRD 2008 (Salami Aleikum) Regie: Ali Samadi Ahadi mit Wolfgang Stumph, Anna Böger, Navid Akhavan, Proschat Madani 106 Min. FSK o.A.

Was passiert, wenn der verstört strickende Sohn eines persischen Schlachters aus Köln auf die durch Doping mutierte Kugelstoßerin aus dem Osten trifft? Oder noch schlimmer: Auf ihre fremden- und Wessi-feindlichen Eltern? Komödie und Liebe brechen heftigst Hand in Hand aus, der Film steht Kopf und der Spaß ist garantiert. Mit den unwahrscheinlichsten Zutaten legt Ali Samadi Ahadi mit „Salami Aleikum“ einen humoristischen Volltreffer hin.

Wenn Mohsen Taheri (Navid Akhavan) Probleme hat, strickt er. Und da der junge Kölner persischer Abstammung viele Probleme hat, ist seine Strickwurst sehr lang und aufschlussreich. Sie könnte davon erzählen, dass Mohsen nicht in die Fußstapfen des Vaters treten will und auf keinen Fall Tiere schlachten will. Irgendwie lässt das alles den unreifen Mann auf die Finte eines Gauners reinfallen, der ihm in Polen „re-importierte“ Schafe anbietet. In einer furchterregenden Stadt im Nahen Osten der ehemaligen DDR strandet Mohsen mit defektem Kleintransporter und überlebt nur so gerade seine Angst vor den scheinbar allgegenwärtigen Neonazis. Doch die wirkliche Überraschung ist eine Frau, die ihn ganz wortwörtlich auf Händen trägt, die hünenhafte Mechanikerin Ana Bergheim (Anna Böger) mit ihren ausgesprochen ungastlichen Eltern, die vom Beruf Gastwirte sind. Das alles kann nur noch konfuser werden, wenn nun noch Mohsens persische Eltern anrücken...

Das kurz zusammen geraffte, im Film mit exzellentem Timing inszenierte Chaos wird erst richtig gut durch die wilde Vielfalt an Stilen, die sich Regisseur Ali Samadi Ahadi traut: „Salami Aleikum“ hat den Multikulti-Wortwitz von „Türkisch für Anfänger“, um direkt danach in eine Bollywood-Tanzeinlage mit Grillhähnchen, die im Hintergrund in die Schenkel klatschen, überzugehen. Ein Schenkelklatscher ist Mohsens Vater mit seiner Uniform aus den Schahzeiten und ein sehr exakt spielender Wolfgang Stumph legt darauf seine DDR-Uniform an. Im Zentrum umgarnt ein persisches Liedchen das sehr ungleiche Paar aus dem kleinen, ängstlichen Mohsen und der rabiaten Kugelstoßer-Frau, die innerlich schwer verletzt ist. Beide Elternpaare sind ebenso herrlich wie dieses ungleiche Herz der Komödie.

Dass zwischen den in Farbe und Bildgestaltung gelungen verfremdeten Aufnahmen echte und ernste Geschichten aus dem Osten aus dem Iran liegen, dass sich der Humor klug aus mehrfach gewendeten Vorurteilen speist, transportiert die treffsichere Komödie ganz unauffällig auf ihren fliegenden Teppichen mit. Schließlich geht es bei allen Menschen letztendlich immer um das Gleiche: Essen, Liebe und Strickwaren.