12.7.09

Birdwatchers - Das Land der roten Menschen


Brasilien, Italien 2008 (Birdwatchers - La Terra Degli Uomini Rossi) Regie: Marco Bechis mit Abrísio da Silva Pedro, Alicélia Batista Cabreira, Ambrósio Vilhalva 108 Min.

Ein Kanu voller Touristen treibt zwischen dicht bewaldeten Ufern im brasilianischen Staat Mato Grosso do Sul. Als plötzlich Eingeborene im Gebüsch auftauchen, werden die Fotoapparate gezückt. Dann fliegen Pfeile, die „Birdwatchers“ (die Vogelgucker) ergreifen panisch die Flucht. Kurz darauf werden die gar nicht mehr so exotischen Ureinwohner für diese Showeinlage von der Chefin des Reiseunternehmens ausgezahlt. Die Eröffnungsszene führt eine Souveränität der Guarani-Kaiowa-Indianer vor, die nicht wirklich vorhanden ist: Denn danach kehren sie zu einem schmalen Streifen zwischen fruchtbarem Acker und Straße zurück. Ihr einstiges, nun enteignetes Land dürfen sie nicht überqueren, obwohl sie am Fluss hinter dem Wald Wasser holen müssen. Und die Selbstmörder von den Bäumen abhängen müssen, die das triste Leben im Reservat nicht mehr ertragen haben. Irgendwann reicht es dem Anführer Nadio, er nimmt sich die Plastikplane, die seiner Familie das Dach über dem Kopf ist und siedelt mit Unterstützung des Schamanen nach altem Brauch an einer menschwürdigeren Stelle. Damit beginnt ein Krieg zwischen den Indianern und dem Großgrundbesitzer, der nicht weit entfernt in seiner Luxusvilla lebt. Mit staatlicher und illegaler Gewalt, mit Luftangriffen durch hochgiftige Pflanzenschutzmittel und nächtlichen Mördertrupps versucht der weiße Brasilianer den Status Quo zu verteidigen.

Gleichzeitig lernen sich Osvaldo, der junge Lehrling des Schamanen, und eine rebellische Tochter des Großgrundbesitzers kennen. Abseits der Frontlinie entwickelt sich eine schöne Romanze, die beide Welten mit Neugierde zusammenführt und die Feindbilder sanft und spaßig entzerrt. Doch letztlich hat diese Liebe keine Zukunft.

Es ist nicht die Geschichte, die Dritte-Welt-Kreise und den „Birdwatchers“ des Unrechts viel Material liefert, die den grandiosen Film von Marco Bechis so sehenswert macht. Auch die Verlogenheit der Gutmenschen, die entblößt wird, ist nicht das Stärkste der italienisch-brasilianischen Koproduktion, die 2008 in Venedig lief. Naturverbundenheit, die eigene Welt der Indianer, ja sogar deren religiöse Sphäre vermitteln nicht Erklärungen sondern sehr eindrucksvolle Bilder. Flugaufnahmen der roten Erde, das Eintauchen in die Wälder und den Fluss vermitteln eine Kraft, die trotz der hoffnungslosen Situation wirkt.