8.7.09

La Misma Luna


USA, Mexiko 2007 (La Misma Luna) Regie: Patricia Riggen mit Adrian Alonso, Kate Del Castillo, Eugenio Derbez, Maya Zapata, Carmen Salinas 106 Min.

Das Leben als illegaler Einwanderer ist schön und süß! So zeigt es jedenfalls die mexikanisch-amerikanische Koproduktion „La Misma Luna“ - vor allem klebrig süß! Die fesche, junge Rosario (Kate Del Castillo) arbeitet im sonnigen Kalifornien. Zwar jongliert sie mehrere Jobs, aber das ist ja auch bei uns der neue Trend. Schließlich will sie das Geld zusammenbekommen, um ihren Sohn, den neunjährigen Carlitos (Adrian Alonso), aus Mexiko nach Los Angeles zu holen. Mit Hilfe eines Anwalts, nicht so illegal und gefährlich, wie sie selbst die Grenze überquerte. Als aber Carlitos kranke Großmutter stirbt, geht der kleine Junge auf große Reise. Fünf Tage hat er Zeit bis zum nächsten Anruf der Mutter.

„La Misma Luna“ verlegt sich von Anfang an auf das rührselige Erzählen, will direkt ein Maximum an Emotionen aus dem Publikum herausdrücken. Dabei ist alles überdeutlich: Die tollen Schuhe, die Mutter schickte, gegenüber den schäbigen vom Freund - aber der hat seine Mutter hier. Das rührt schnell und langweilt mit der Eindeutigkeit ebenso rasch.

Auf der Reise begegnen dem überaus sympathischen Kerlchen Schicksalsschläge und glückliche Fügungen, bedrohliche Begegnungen und märchenhafte Rettungen. Zuerst verstecken ihn ein paar dämliche, geldgierige amerikanische Studenten, die naiv im Menschenschmuggel-Geschäft mitmischen wollen, in ihrem Auto. Und auch beim nächsten „Helfer“ ist schon in der ersten Einstellung klar, dass er unzuverlässig und nicht vertrauenswürdig ist. Schon wartet der folgende üble Mensch auf seinen Einsatz, doch bevor Carlito im Auto des Zuhälters landet, taucht termingerecht einer der Engel auf, die das Drehbuch (Ligiah Villalobos) ausgewogen auffährt. Dabei ist der Film derart mit Schicksalsschlägen beschäftigt, dass er sich nicht um seine Figuren kümmern kann. Die leiden bei aller sozialer Ungerechtigkeit und Ausbeutung vor allem unter der fröhlichen, etwas sozialkritischen Folklore im Soundtrack (Los Tigres del Norte), der den Film ansonsten mit tonnenweise Geigenkitsch übergießt.

Alles ist klar und sonnenüberflutet. Weit und breit keine „Landschaft im Nebel“, bei der Theo Angelopoulos aus der gleichen Geschichte zwischen Griechenland und West-Deutschland Poesie machte. Alles wird gut. Und vor allem ist es nie so brutal wie zuletzt in „Crossing Over“ oder wie im wirklichen Flüchtlingsleben. Der Kleine hat aber auch ein Gesicht, das Filmen Oscars beschafft. Alle haben ihn lieb und er spielt seinen Charme vollends aus, als er mit einem Griesgram reist und jobbt. Aber selbst der muss Carlito lieb haben.