28.7.09

Erzähl mir was vom Regen


Frankreich 2008 (Parlez-moi de la pluie) Regie: Agnès Jaoui mit Agnès Jaoui, Jean-Pierre Bacri, Pascale Arbillot, Florence Loiret, Jamel Debbouze 110 Min.

Die erfolgreiche feministische Autorin Agathe Villanova (Agnès Jaoui) will in die Politik. Ihr Wahlkreis ist ihr alter Heimatort und so gibt es in Südfrankreich ein Wiedersehen mit der Schwester Florence (Pascale Arbillot). Aber auch der abgehalfterte Fernsehregisseur Michel (Jean-Pierre Bacri) taucht auf - er will einen Bericht über die Kandidatin drehen, wobei sein engagierter Assistent Karim (Jamel Debbouze) auch Sohn der nordafrikanischen Haushälterin von Agathe und Florence ist.

Zusammengefasst, also verkürzt, geht es um Masken, die fallen, um den Gegensatz von Agathes politischen Phrasen und ihrem tatsächlichen Verhalten etwa gegenüber Karims Mutter. Für die erfolgreiche Frau aus Paris ist ihr Handy der beste Freund, sie schaut eher aufs Display als ihrem Gegenüber in die Augen. Auch der verlogene Regisseur Michel interessiert sich nie wirklich, freut sich kaum verhohlen, dass sein pubertierender Sohn nach kürzester Zeit wieder von ihm weg will. So hat er Zeit, für seine Affäre mit der unglücklichen Florence. Im Reigen der Personen sucht nur Karim ein ehrliches Porträt. Der Kellner im Hauptberuf stellt bei den Interviews bohrend direkte Fragen. Doch der Profi Michel sabotiert mit seiner schlampigen Arbeitshaltung das Engagement des jungen Kollegen. Während eine Herde Schafe wunderbar im Chor blökt als Antwort auf die politischen Aussagen Agathes, verharrt die Kamera ohne Batterien.

„Erzähl mir was vom Regen“ ist aber ist immer mehr als dieser reine Ablauf. Da sind die auffällig ausgewählten Bildkompositionen, die überdramatisierende, scheinbar unpassende Musik von Händel, Schubert, Vivaldi, Nina Simone oder George Brassens (aus dessen Chansons der Titel stammt). Es ist ein eigentümlicher Reigen von Menschen, die man mitten im Leben und doch distanziert durch das Brennglas der Kunst betrachtet. Agathe und Michel finden sich einmal im amüsierten Spiel mit Ameisen, die sie leicht hin und her schieben können. Agathe wird gespielt von der erfolgreichen, nicht feministischen, aber sehr eigenwilligen Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Agnès Jaoui. Von ihr stammt die grandiose Komödie „Lust auf Anderes“ (2000), für die sie den Europäischen Filmpreis für das beste Buch erhielt. Ebenso 2004 für „Schau mich an!“. Den überforderten Regisseur Michel gibt ihr Lebenspartner, Schauspieler und Ko-Autor Jean-Pierre Bacri (Hauptrolle in „Lust auf Anderes“, „Das Leben ist ein Chanson“ 1997). Eine sehr persönliche Geschichte also auf jeden Fall und ein leichtes Sommerfilmchen auf keinen Fall.