23.9.08

Wall-E


USA 2008 (Wall-E) Regie: Andrew Stanton 98 Min. FSK: o.A.

Welch ein Abenteuer: Ein Film, der lange ohne Menschen auskommt! Doch Wagnis ist der Treibstoff für die Trickfabrik Pixar, die mit bislang neun Animations-Meisterwerken wie „Toy Story“ oder „Findet Nemo“ amüsierte und glücklich machte.

Die ersten Bilder malen eine graue Zukunft, das Ende: Die Erde ist eine einzige Müllkippe, selbst im All dreht sich ein Saturnring aus Schrott um den einstigen Blauen Planeten. In der lebensfeindlichen Umgebung ist nur noch einer aktiv: Der Müll-Roboter Wall-E räumt seit Jahrhunderten einsam auf. Die Türme der von ihm zusammengepressten Müllwürfel überragen mittlerweile die Skyline New Yorks.

Wie ein kleiner Schuljunge zieht Wall-E jeden Morgen mit seinem Essensköfferchen los. Er muss eigentlich die Erde aufräumen, aber der Schrotthaufen ist auch sein Spielplatz, auf dem er immer neue, aufregende Dinge findet. Dieses Kerlchen schließt man direkt ins Herz: Es ist zum Quietschen rührend, wenn er sich selbst in den Schlaf schaukelt, wenn kleine Scheibenwischer die verwunderten Augen reiben und wie er sich um seine Freundin, eine Kakerlake, kümmert.

„Wall-E“ spielt hier erfolgreich die Rolle des „Omega Man“, des letzten Menschen auf der Erde. Doch die tieftraurige Einsamkeit hat ein Ende, als unter großem Getöse ein hochmoderner Erkundungsroboter abgesetzt wird. Der weiß glänzende ein Eindringling rast schießwütig durch die Gegend. Wall-E versucht den Besucher zu begrüßen und stellt sich dabei herrlich komisch wie ein verliebter Tölpel an. Doch die Mühen haben Erfolg, die nur scheinbar unnahbare Eve stellt sich vor. Das kurze Glück endet allerdings, als Wall-E ihr einen kleinen Schössling schenkt, der erste Versuch einer Pflanze nach vielen hundert Jahren. Eve verschließt das zaghafte Leben in sich und düst zurück zu einem riesigen Raumschiff in fernen Galaxien. Als blinder Passagier fährt Wall-E mit und entdeckt, wo die Menschheit seit Generationen überlebt ...

Die Zukunft der Menschheit zieht ziemlich nach aufgeschwemmten, lebensunfähigen Amis aus: Einförmig dicke, unbewegte Menschen schweben auf Fernsehsesseln durch ein Raumschiff, sehen nichts als den Bildschirm vor ihrer Nase. Als blasse Riesenbabys hängen sie auch alle an der Flasche und nuckeln Flüssig-Pizza. Wall-Es Eintritt in diese Welt sorgt erst einmal für Chaos und bewirkt dann die Befreiung der Menschheit aus der selbstgebuchten Unmündigkeit.

Hier ist „Wall-E“ vor allem ein Super-Spaß angefangen bei kleinen Reinigungs-Robotern, die unermüdlich wie ein Schweizer Ricola-Vertreter Dreck auffegen. Es ist wunderbar wie die an sich unförmigen Figuren menschliche Regungen erhalten, Wall-E tanzt sogar zu seinem Lieblings-Video „Hello Dolly“. Nicht nur die liebevollen und ideenreichen Zeichnungen, vor allem auch die Roboter-Geräusche vom Sound-Designer Ben Burtt, der schon R2D2 akustisch Leben einhauchte, erschaffen die ungemein sympathischen Charaktere.

Hinzu kommen grandiose Weltall-Ausflüge, eine wunderbare Sternenreise und wie immer bei Pixar zahlreiche Zitate: Aus der Weltraumgeschichte („2001“) ebenso wie aus der Firmengeschichte, etwa beim total ergrauten iPod in Wall-Es Garage. Denn Apple-Chef Steve Jobs führt gerade auch Pixar und Disney zum Erfolg.