16.9.08

Tropic Thunder


USA 2008 (Tropic Thunder) Regie: Ben Stiller mit Ben Stiller, Jack Black, Robert Downey Jr. 107 Min.

1969 schickte die US-Armee in Vietnam zehn Soldaten auf ein Himmelfahrts-Kommando. Nur vier kamen zurück, drei von ihnen schrieben ein Buch. Zwei Bücher wurden veröffentlicht und nur eines wurde verfilmt - dies ist der Film ...

Diese Reise ins Herz des Hintersinns ist eindeutig Kriegsfilm-Klamauk. Doch angesichts eines extremen Auftakts mit Gedärmen, die nach Bajonettstichen übermäßig aus dem Bauch quellen, und kubikliterweise spritzendem Blut, stellt sich die Frage: Klamotte oder „Catch 22“? Dämliche Albernheiten oder „Aberwitz Now“?

„Halte meine Hände!“ bittet der Held (Ben Stiller) seinen Kriegs-Kumpel und der hält brav die Armstümpfe, bis die Kamera zurück fährt und eine noch größere Farce beginnt, die des Drehs eines Vietnam-Films. Und bei dem muss der Dialog mit den Armstümpfen trotz künstlerischer Text-Differenzen durchgezogen werden, denn die Bomber sind mit tonnenweise Napalm für den großen Effekt im Anflug.

Extrem heftig und zynisch zieht „Tropic Thunder“ das Kriegs-Genre durch den blutigen Kakao - eine verdiente Retourkutsche. Weil einige Karrieren kräftig knicken und Millionen für Effekte in Rauch aufgingen, überredet der Buchautor (ein wahnsinniger Nick Nolte als Mini Vanilli der Patrioten-Autoren) den hilflosen Regisseur, den Set zu verlassen und fünf Schauspieler mitten im Dschungel auszusetzen. Nach einer schmissigen Rede zum besten Kriegsfilm aller Zeiten landet der erst Schritt dort auf einer Tretmine. Die Schauspieler halten alles für inszeniert und gehen so ahnungslos mit den Leichenteilen um, dass sie von nun an per Buschtrommel als furchtlose Helden gelten. Das aufgesetzte Kampf-Geschrei lockt direkt Drogengangster an und der Dschungel-Trip wird zum richtigen Abenteuer - auch wenn die Hollywood-Helden das nicht raffen.

„Tropic Thunder“ ist keiner der Kinderscherze aus der Aptow-Fabrik, das ist die Ben Stiller-Fabrik, deren Niveau einige Etagen höher liegt. Hier legen richtig gute Schauspieler Mäzchen, Parodie, Wahnsinnstrips und Schauspiel-Salti Mortale hin. Vor allem Robert Downey Jr. verblüfft, wenn er den australischer Schauspieler Kirk Lazarus spielt, der seine Haut für die Rolle eines Schwarzen operieren lässt und fortan grandios albern auf Afroamerikaner macht. Was seinen schwarzen Kollegen Alpa Chino tierisch nervt. Jack Black gibt im Dschungelcamp einen Drogenjunkie auf Entzug bis er ein Heroin-Lager entdeckt - grotesk!

Eigentlich ist jede Wende haarsträubend und jede Rolle ein parodistischer Volltreffer. Zum Beispiel Tom Cruise als gnadenloser Produzent, der per Telefonkonferenz Prügel verteilt und sich im Abspann-Tänzchen völlig zum Affen macht. Die Hollywood-Riege ist hier so abgehoben, dass sie die Forderungen der Geiselnehmer gar nicht verstehen und meinen, es geht um Vertragsverhandlungen. Der Klamauk teilt im Schnellfeuertempo schallende Ohrfeigen an die eigene Gilde aus. Tugg Speedmans (Ben Stiller) Filmographie ist ein herrliches Parodie-Almanach mit einer Quintessenz: „Die Kunst des Method-Acting wenn man einen Idioten spielt, ist, niemals ein Vollidiot werden!“

Doch die Konsequenz, den Regisseur einfach in die Luft zu jagen und den Wahnsinn seinen Weg gehen zu lassen, hätte man sich bis zum Ende durchgezogen gewünscht. Die Handlung landet im letzten Drittel wieder in konventionellen Bahnen und freut sich, den parodistischen Auftakt nun harmlos als Finale zu konter-parodieren. So hat der Wahnsinn kein System und dem Spaß geht der Mut aus.