18.9.07
Shoot 'Em Up
Ein Hertz für Kinder
USA 2007 (Shoot 'Em Up) Regie: Michael Davis mit Clive Owen, Monica Bellucci, Paul Giamatti 86 Min. FSK: k.J.
Was wird wohl aus einem Kind, auf das noch im Bauch der Mutter leere Patronenhülsen niederprasseln, dessen Nabelschnur durchgeschossen statt -geschnitten wird? Es wird eine kugelsichere Weste mehr brauchen als eine Wiege!
Und wenn es mal groß ist, wird bestimmt so einer wie Mr. Smith aus ihm: Gerade knabbert er noch auf den Bus wartend an einer Mohrrübe, im nächsten Moment steckt diese äußerst ungesund im Auge des Gegners. Vitamin A sollte niemals überdosiert werden! Mit einer ersten, akrobatischen Massen-Erschießung rettet Mr. Smith (Clive Owen) ein Baby vor seinen gnadenlosen Verfolgern. Dann findet sich in DQ (Monica Bellucci) eine Prostituierte, die statt ihrer Kunden nun das Kind mit Muttermilch versorgt. Doch die Killer geben nicht auf und auch eine andere, besser angezogene Truppe ist hinter der ungewöhnlichen Dreifaltigkeit her. Das Rätsel um das Baby führt Smith bis zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten, der selbstverständlich auch kein Guter ist und mit der Waffenlobby Geschäfte macht.
Dabei geht der sympathisch relaxte und selbstgerechte Kämpfer Smith nicht nur über Leichen, sie werden nebenbei zum Bestandteil der ebenso gewitzten wie zynischen Action-Choreografie. Da darf man ruhig das große Vorbild John Woo erwähnen, auch wenn Regisseur Michael Davis eher vom B-Film kommt. Er hat zwar etwas bei der Action-Akrobatik gespart wird, nicht jedoch am mörderischen Spaß. Auf die Leuchtwerbung für "FAULK - TRUCK & TOOL" hinter der sich die Gangster verbergen, wird so lange gefeuert, bis ein "FUK U" übrig bleibt.
Die Handlung ist zwar zeitweise sehr unwahrscheinlich, doch zum Glück war der Gangster-Boss Mr. Hertz (Paul Giamatti) früher FBI-Profiler und weiß, was immer vorher, was der Gegner macht. Doch das Wichtigste und Beste an diesen herrlichen Action-Kapriolen sind das Styling in jeder Szene sowie die Gags, die einem fast so heftig um die Ohren fliegen wie die Kugeln. Smith beweist in einem grandiosen Abflug, dass Sicherheitsgurte nicht immer das Sicherste sind und fabriziert lässige Sprüche - "Ich bin ein britisches Kindermädchen und ich bin gefährlich!" - am laufenden Fluchtmeter. Den Höhepunkt bildet ein echtes Todes-Ballett im freien Fall, wobei die Brutalität leider konstant zunimmt, bis die Jugendfreigabe endgültig aufgegeben wird.
Clive Owen stehen die lässigen Stunts äußerst gut, auch sitzt er bald wieder im BMW, den er als "Driver" in Kurzfilmen für prominente Regisseure beschleunigte und bewarb. Bei ihm heißt der Orgasmus "kleiner Tod" und er trifft mitten im Akt die Gegner mit seinen Feuerstößen. Zwischendurch betätigt er sich als Verkehrs- und Umweltpolizist - vor allem gegen Fahrer protziger Blechkisten. Paul Giamatti als eiskalter, sadistischer und zynischer Killer ebenso gut wie als weinerlicher Weintester in "Sideways", das er nebenbei zitiert. Monica Bellucci darf ganz viel italienisch reden und gut mitspielen.