10.9.07
Ein mutiger Weg
USA 2007 (A Mighty Heart) Regie: Michael Winterbottom mit Angelina Jolie, Dan Futterman, Archie Panjabi 100 Min.
"Ein mutiger Weg" erzählt die wahre Geschichte der französischen Journalistin Mariane Pearl (Angelina Jolie), deren amerikanischer Mann Daniel in Pakistan entführt und nach vierwöchiger Gefangenschaft schließlich hingerichtet wird. Mit eindrucksvoller Stärke steuert die Hochschwangere die Nachforschungen bis zum markerschütternden Schmerzensschrei im Moment der Todesnachricht.
Die Trümmer von 9/11 sind noch nicht beseitigt, die ersten Bomben fallen auf Afghanistan, das 2002 irgendwie als schuldig ausgemacht wurde. Mariane Pearl und ihr Ehemann Daniel, ein Journalist des "Wall Street Journal", berichten engagiert und offen aus Pakistan. Daniel ist Jude und sich durchaus bewusst, dass er bei religiös radikalen Interviewpartnern in besondere Gefahr begibt. Trotzdem verfolgt er einen Hinweis, lässt nicht locker, als er die Chance bekommt, einen mächtigen Führer im Untergrund zu interviewen. Das Letzte, was der Film von ihm zeigt, ist eine Fahrt im Taxi ins Nirgendwo weit draußen vor der Stadt.
Nun beginnt der eindrucksvolle Kampf der Mariane Pearl: Die Polizei ist nicht hilfreich, startet erst einmal eine Hausdurchsuchung. Geheimdienste mit unterschiedlichen Interessen machen das Haus der Pearls zur Kommandozentrale. Angelina Jolie verkörpert eindrucksvoll die ungemein gefasste und starke Mariane, spielt ähnlich intensiv wie Meg Ryan in "Lebenszeichen - Proof of Life". Anrührend dabei die Hilfe von Freunden und die Anteilnahme einiger Helfer. Zur Spannung tragen die authentischen Aufnahmen der rastlosen Metropole Karatschi bei, wie überhaupt die Dramaturgie Winterbottoms erneut enorm mitreißend ist.
Doch inhaltlich ist "Ein mutiger Weg" für Regisseur Michael Winterbottom, der bislang mühelos zwei außerordentliche Filme pro Jahr hinlegte, die erste Enttäuschung. Es braucht gar nicht den Vergleich zu seinen thematisch nahe liegenden Filmen "In This World" und "Road to Guantanamo", um die politische Nichtigkeit dieser handwerklich anständigen Arbeit zu bemerken. Da sitzen in Karatschi lauter nette Leute am Krisentisch, gleich drei Geheimdienste verstehen sich problemlos, alle werden Freunde. Auch die pakistanischen Polizisten, die gerade jemanden gefoltert haben, weil auf seinem Rechner eine bestimmte Email zu finden war. Nur am Ende weist die vom Islamisten-Rassismus der Medien weit entfernte Mariane tapfer darauf hin, dass während der Entführung auch 10 Pakistani durch religiöse Gewalt starben.
Nun kann man für Winterbottom anführen, dass er eine autobiografische Geschichte verfilmte. Wahrscheinlich erlag der politische Winterbottom dieser außerordentlichen Frau und ihrem Buch zu diesen Ereignissen. Wenn man dieses "große, starke Herz" ("A Mighty Heart" lautet der Originaltitel) im Film erlebt, kann man das ganz gut verstehen.