29.1.07

Dreamgirls


USA 2006 (Dreamgirls) Regie: Bill Condon mit Jamie Foxx, Jennifer Hudson, Beyoncé Knowles 134 Min. FSK: o.A.
 
Dreamgirls. Das ist der Traum vom Erfolg, wobei sich letzterer meist als bitter erweist. Der Traum von einem großen Musical-Film über eine berühmte "Mädchenband". Und nicht zuletzt der Traum von vielen Oscars für einen exakt kalkulierten, schillernden Film.
 
Viele Geschichten erzählt diese Musical: Ganz offensichtlich die eine über eine erfolgreiche schwarze Frauenband, die nicht zufällig an "The Supremes" mit Diana Ross erinnern. Drei Frauen aus einfachen Verhältnissen - Effie, Deena und Lorell - starten bei einem Nachwuchswettbewerb und enden an der Spitze der Hitparaden. Von Soul bis Disco reichen ihre Hits. Mit etwas Bestechung der Radio-DJs wurde selbst die Hochsicherheitsgrenze zwischen "Schwarzer" und "Weißer" Musik durchbrochen. Doch Effie (Jennifer Hudson) mit der sagenhaften Stimme und der etwas fülligen Figur wird vom gerissenen Manager Curtis (Jamie Foxx) gegen Deena (Beyoncé Knowles), die Frontfrau mit Star-Potential, ausgetauscht. Die begnadete Sängerin verlässt die Band und zerbricht fast daran.
 
Mitreißende Szenen liefern nicht nur die Bühnennummern und die Aufnahmen der Songs in Studios oder gar Auto-Garagen ganz am Anfang der Karriere. Auch viele der dramatischen Auseinandersetzungen werden im Musical-Stil gesungen und getanzt. Klar, es ist ja ein Musical, ein sagenhaft gut verfilmtes. Da kann man vom Kostüm- und Ausstattungs-Rausch (Sharen Davis / John Myhre) schwärmen, von der ausgefeilten Choreographie. Und von den Schauspielern, die (im Gegensatz zu "Chicago" und Co.) wirklich singen können. Jamie Foxx hat sich sehr seidig selbst schon als Soul-Sänger versucht. Beyoncé selbstverständlich, die als Traum-Frau Deena Jones des Managers glänzende Projektionsfolie darstellt, hinter der die Person verschwindet, wie einer der rührenden Songs zwischen lauter Abbildern Deenas zeigt. Curtis' Tragik, zeigt sich im Größenwahn des Warhol-Triptychon, das über seinem eigenen Schreibtisch thront. Das Bühnenbild hängt nicht nur Zeitkolorit aus, immer erzählt es expressiv von Stimmungen und Gefühlen. Den R & B-Star James Early gibt (Eddy Murphy) als James Brown-Hommage niemals albern und auch noch richtig gut.
 
Schön, dass dann auch noch bei der Besetzung selbst so eine typische Erfolgs-Geschichte mitspielt. Jennifer Hudson, die Darstellerin der geschassten Effie, wurde beim amerikanischen Superstar-Wettbewerb kurz vor dem Finale rausgeschmissen und feierte mit "Dreamgirls" ein filmreifes Comeback. Dieses dreckige Geschäft, das Oben und Unten, Drinnen und Draußen, zeigt sich treffend in zwei Momenten, bei denen ein Song einfach geklaut wird: Das eine mal ist es der erste Erfolg der drei jungen Sängerin. Dann macht es Curtis selbst bei seiner Ex-Sängerin Effie.
 
Die Show, die vom Entstehen und Vergehen ihrer Selbst singt, erlebte 1981 als Broadwaymusical ihre Premiere. David Geffen, Produzent mit auch so einer filmreifen Karriere, träumte lange von der Filmversion. Als das "G" neben Spielberg und Katzenberg in der mittlerweile verkauften Produktionsfirma DreamWorks SKG realisierte er seinen Traum. Das perfekte Unterhaltungs-Paket schnürte Bill Condon ("Gods and Monsters", "Kinsey" und das Drehbuch zu "Chicago"). Eskapistisch, wie es sich für ein Musical gehört, sind die sozialen Unruhen nur dekorativ eingestreut, nicht wirklich von Belang für alle, die Karriere machen oder an ihr zugrunde gehen. Doch dieser Traum wurde im wahrsten Sinne des Wortes glänzend und mitreißend in Szene gesetzt.