9.1.07

Die Queen


Großbritannien 2006 (The Queen) Regie: Stephen Frears mit Helen Mirren, James Cromwell, Alex Jennings 97 Min. FSK: ab 6
 
God save the Queen. Mag der ganze Adel auch nutzlos wie ein Furunkel der Geschichte sein, wenigstens beschert er einem umwerfende Komödien wie diese oder Hape Kerkelings "Willi und die Windzors". Multitalent Stephen Frears, der jedes Genre beherrscht, amüsiert mit anfangs spitzer, aber letztendlich versöhnlicher Kritik einer überkommenen Kaste.
 
Harte Zeiten für Lisbeth: Ihre Ex-Schwiegertochter verunglückte mitten in einer ziemlich skandalösen Affäre. Die ganze Nachbarschaft schaut zu und die Enkel müssen den Tod ihrer Mutter verkraften. Nun ist die gute Lisbeth von Beruf König von England (grandios gespielt von Helen Mirren). Die historischen Ereignisse der dramatischen Zeit nach dem Tod von Lady Di werden aus der Perspektive des englischen Premierministers erzählt, des neuen Premiers, Tony Blair (Michael Sheen). Seinen sensationellen Wahlerfolg verdankte er zum Teil auch kritischen Äußerungen gegen das Königshaus. Nun geht es zum Antrittsbesuch bei der Königin mit allen Formalien mit höflichen Verbeugungen und schon hier kommt eine Ahnung auf, der so erfolgreiche, junge und moderne Politiker könnte einknicken. Verhält sich doch seine Gattin viel spöttischer gegenüber Königin und Ritual.
 
Doch in der nationalen Erschütterung um den Tod Diana entwickelt sich ein Machtkampf zwischen hochnäsiger Herrscherin und dem Regierenden. Dabei hat sie schlechte Karten, das Volk versteht nicht die kühle Reaktion auf den Tod der ungeliebten Schwiegertochter. Man zieht sich auf ein Landschloss zurück und Prinz Phillip (James Cromwell) - die grandiose Nachnummer des Films - geht mit den Jungs erst mal jagen. Blair ist in einer Zwickmühle: Eigentlich könnte er jetzt der teuren, unnötigen Monarchie einen Todesstoß versetzen. Doch die resolute alte Dame hat ihn schon für sich eingenommen und er hilft mit seiner besten Qualität. Als Imageberater sorgt er dafür, dass die Windsor auch diese Krise überstehen. Dafür kann sie ihn beim nächsten wöchentlichen Kamingespräch wieder von oben herab maßregeln. Sie hat schließlich auch schon Winston Churchill kommen und gehen sehen...
 
"The Queen" von Stephen Frears ("Mein wunderbarer Waschsalon") rüttelt trotz seines sehr treffenden, herrlichen Spotts über Elisabeth und ihre bizarre Familie nicht an den Grundfesten des britischen Königshauses. Doch das Lachen über eine sagenhafte und zum Verwechseln gut spielende Helen Mirren als zickige, schnippische Königin erschütterte die Kinos. Selten wurde der adelige Haufen so verspottet, allerdings auch mit menschlichen Seiten ausgestattet. Der große Verlierer ist dabei allerdings Blair, der letztendlich der Ausstrahlung der überkommenen Herrscherin verfällt. Nur wir haben gesehen, dass auch sie ein paar Tränen zerdrückte - nicht um Diana, sondern wegen eines erlegten Hirschs.
 
In Venedig wurde Helen Mirren wie erwartet zur Besten Hauptdarstellerin gewählt. "The Queen" von erhielt auch den Drehbuchpreis und war Bester Film für die Internationale Filmkritik (FIPRESCI).