5.4.06
Good Night and Good Luck
USA 2005 (Good Night and Good Luck) Regie: George Clooney mit David Strathairn, Robert Downey Jr., George Clooney 93 Min.
Nach dem Ölpolitik-Thriller "Syriana" und seinem Regiedebüt "Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind" (2002) zeigt sich George Clooney in seiner zweiten Regiearbeit erneut als engagierter Star mit Verstand, der in seiner stringent gestylten Anklage einer Politik der Angst keine Konzessionen an das Mainstream-Kino macht.
Hintergrund der faszinierend nüchtern inszenierten Medien-Geschichte ist die Terror-Herrschaft des US-Senators McCarthy. Ende der 40er- und Anfang der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts trieb er mit seinem Senatsausschuss ("HUAC") tausende Amerikaner in die Verzweiflung und viele in den Selbstmord. Allein mit der Verdächtigung, "Kommunist" zu sein, brachte der Senator die ganze Gesellschaft in einen Zustand aus Angst, Misstrauen und Verrat. Vor allem Liberale und Kreative aus der Medienwelt waren Zielscheibe des hässlichen Inquisitors, der Begriffe wie "Hexenjagd", Kommunistenhatz und "Hollywood Ten" geprägt hat. Letztere waren zehn prominente Schauspieler und Regisseure, die sich weigerten die übliche Denunziation von Freunden und Kollegen mitzumachen. (Dabei vertrieb McCarthy auch Bertold Brecht aus den USA.)
George Clooney setzt mit seinen Film im Jahr 1953, am der Ende der "Karriere" von McCarthy ein. Ein Ensemble aus Fernsehmitarbeitern ist sein Star. Die Redaktion der CBS-Sendung "See it Now" ergreift angesichts der besonders perfiden Verfolgung eines Soldaten die Initiative und legt sich mit McCarthy an. Ein Army-Leutnant wird entlassen, weil sein Vater eine serbische (= kommunistische) Zeitung abonnierte und seine Schwester bei einer Demo dabei war! Dabei arbeitet der Schwarz-Weiß-Film nicht mit dramatischen Verfolgungen oder Ähnlichem. Sein Kunststück ist es die Atmosphäre der Angst zu vermitteln, die unterschiedlichen Grade von Bedrohung, die in der Redaktion befürchtet werden und die fast alberne Farblehre der Kommunistenhatz.
Fernsehmoderator Edward R. Murrow (David Strathairn) und sein Produzent Fred Friendly (George Clooney) stellen sich der Situation mit einer wissenden Nonchalance, Ironie, sarkastische Bemerkungen und messerscharfer Witz bestimmt die Dialoge, doch wenn die entscheidende Sendung live ausgestrahlt wird, wenn Friendly die typische Zigarette Murrows anzündet ist die Anspannung greifbar. Nicht ohne Grund, denn ein sympathisierender Nachrichtensprecher wird durch eine Medienkampagne in den Tod gehetzt.
Die CBS-Sendung, die Mitarbeiter und der geschilderte Fall sind authentisch. Clooney zeichnet ein historisch exaktes Bild und würdigt damit Medienmacher, die es so heute nicht mehr gibt. "Good Night and Good Luck" - so der vieldeutige Schlusssatz Murrows - ist auch eine Hommage an Clooneys Vater, der als TV-Journalist engagiert für amerikanische Grundrechte kämpfte. Darin ist der durch seine Bildbrillanz und die dichte Inszenierung packende Film so ungemein aktuell. Er erschüttert nicht nur als Anklage gegen den universalen Verfall der Medienkultur, wo von Berlusconis Italien über Deutschland und die USA Unterhaltung herrscht und politische Bildung - wie sie dieser Film darstellt - als Quotengift gilt. Auch der Zustand der Angst, der Verlust der Meinungsfreiheit wiederholt sich heute. Allein lautet Schlüsselwort zur Angst-Herrschaft diesmal nicht "Kommunismus" sondern "Terrorismus".