25.5.22

Top Gun Maverick


USA 2020, Regie: Joseph Kosinski, mit Tom Cruise, Miles Teller, Jennifer Connelly, 131 Min., FSK: 12

Tom Cruise kreuzt als Überflieger Maverick wieder am Himmel auf! 36 Jahre nach dem großen Erfolg vom Kriegsfilm „Top Gun" ist alles wieder beim Alten und sieht ziemlich alt aus. Vor allem Tom Cruise und sein Düsenjäger F18. Mit vielen Oldtimern wird wie bewährt geflogen, geflirtet und gefeuert – auf gesichtslose Gegner. „Top Gun Maverick" ist hemmungslos toxisches Männer-Kino von vorgestern, im Finale aufgepeppt mit dem Adrenalin purer Bewegungs-Action.

Gleich zum Auftakt macht der nie erwachsen gewordene Navy-Pilot Captain Pete „Maverick" Mitchell (Tom Cruise) wieder ein Spielzeug kaputt. Als Testflieger widersetzt er sich Befehlen und dem Gang der Zeit. Mit einem Tarnkappenbomber und seinem Dickkopf durchbricht er mehrere Schallwände, ist der schnellste Mann der Welt und zerstört den milliardenschweren Flieger. Ein General macht klar: Drohnen sind die Zukunft. Piloten wie Maverick machen nur Sachen kaputt. Also die eigenen Sachen, nicht die der „Gegner".

Durch gute Beziehungen zu seinem alten Lieblings-Konkurrenten Iceman (Val Kilmer), der mittlerweile Admiral ist, bekommt Maverick einen letzten Job. Auf seiner alten Flieger-Eliteschule „Top Gun", die ihn zwischendurch schon mal als Lehrer feuerte, soll er die besten Abgänger für ein Himmelfahrtskommando trainieren. Gemeint ist mit dem nie benannten Ziel eine vermeintliche Urananreicherungsanlage im Iran, die auf Widerstand Israels trifft, was die USA eingreifen lässt. Man könnte das Ganze auch mit Drohnen oder vernünftigen Atomwaffensperrverträgen regeln, aber „Top Gun Maverick" ist nicht nur politisch mehr als dämlich. Deshalb trainiert das Auslaufmodell Maverick die jungen Spezialisten für Slalomparcours unter dem Radar, für Steigflüge mit extremen Beschleunigungswerten für den Körper und für dreckigen Luftkampf („Dog fight"). Vor allem Letzteres ist Maverick wichtig. Nachdem der Bunker in die Luft gejagt wurde, will er die jungen Piloten retten. Der immer streng dreinblickende Vize-Admiral „Cyclone" (Jon Hamm) will nur den Auftrag erledigt bekommen, auch wenn keiner der Piloten – und Quoten-Pilotin – es zurückschafft. Die wissen selbstverständlich nichts davon, dass sie geopfert werden. 

Es wird wieder einer der typischen Regelbrüche von Maverick sein, der die Mission etwas unmöglicher macht, aber Chancen aufs Überleben lässt. Bis dahin gibt es bei Übungsflügen mit simulierten Abschüssen viel Flugspaß wie im Computerspiel. Die jungen Darsteller sind – wie im restlichen Film – nur Staffage, wenn Maverick sie nacheinander mit Luft-Saltos, Loopings oder Houdini-Tricks wegballert. Spannend wird es erst, wenn eine fliegende Aussprache mit Bradley Bradshaw (Miles Teller) fast mit einem Doppel-Crash endet. Denn Bradshaw, mit Spitznamen „Rooster", ist Sohn von Mavericks verstorbenem Co-Piloten und Freund Nick „Goose" Bradshaw aus dem Original „Top Gun". Maverick saß beim tödlichen Absturz am Steuerknüppel und aus Schuldgefühl versuchte er, Ziehvater für Rooster zu sein. Auch das ging gründlich schief.

Womit wir bei der langen Liste der Wiederholung sind. Rooster steckt mit Lieutenant „Hangman" Seresin (Glen Powell) im gleichen Leithammel-Duell wie einst Maverick/Iceman. Jennifer Connelly übernimmt als Barfrau Penny den romantischen Part von Kelly McGillis. Und „Top Gun Maverick" erbt selbstverständlich auch die Väter-Problematik aus dem Vorgänger: Damals war es der angeblich verschollene Vater von Maverick, der sich nachträglich als Kriegsheld herausstellte und für den sich der Cruise-Charakter die ganze Zeit bewähren wollte. Diesmal spielt Cruise selbst die Vaterfigur. Rooster muss nun in die Arme des sorgenden Ziehvaters finden, erst dessen Autorität und dann dessen Liebe anerkennen. Wenn der junge Pilot am Klavier „Great balls of fire" spielt, wie einst der Vater, mit dem Kleinen auf dem Klavier und Mama Meg Ryan lustig dazu tanzend, gibt es mal einen mehr als nur mechanisch funktionierenden Moment im Film.

Ansonsten ist Maverick eine Antiquität wie seine Lederjacke oder sein Motorrad, damit kokettiert der Film. Aber Tom Cruise sieht in der Rolle des Fliegers vom alten Eisen auch echt alt aus. Die Wangen hängen runter, das Haar ist wie bei Berlusconi zu schwarz gefärbt. „Mission Impossible" hat da eindeutige die bessere Maske. Um die derart schockierende Cruise-Show gibt es viel schwülstiges Heldengetue auf Tonspur und in Gegenlicht. Bei Bromance, Macho-Gesten wie Schulterklopfen, sich an die Brust springen und anderem, was man auch vom Menschenaffen kennt, bleiben Frauen Randfiguren. Davon erlöst nur altmodisches Schwarzweiß- Feinddenken mit zwanzig Minuten Hochspannung im Finale.