BRD, Schweiz 2019 Regie: Stefan Haupt, mit Max Simonischek, Sarah Sophia Meyer, Anatole Taubman, Charlotte Schwab, Stefan Kurt 128 Min. FSK ab 12
Zum Reformationstag gibt es zur Abwechslung von Luther die übliche brave Biografie diesmal zum Zürcher Protestanten Huldrych (Ulrich) Zwingli (1484-1531): Verfilmtes Wikipedia, das nicht besonders in die Tiefe geht, zudem noch schlecht synchronisiert.
Der neue Gemeindeprediger in Zürich beginnt 1519, also vor 500 Jahren, das Neue Testament auf Deutsch vorzulesen. Zwingli (Max Simonischek) lehrt und lebt karitatives Handeln und soziale Gerechtigkeit, dabei wendet er sich gegen die reichen Kriegsgewinnler. In nicht nur durch die Pest bewegten Zeiten will er den Menschen das Lesen lehren, Wissen nicht für eine Kaste reservieren. Auch in der freigeistigen Stadt Zürich ist es noch ein revolutionärer Akt, das Fasten zu boykottieren. Immer wieder drängt der Denker den Stadtrat zu neuen Schritten, bald verzichten die Klöster teilweise freiwillig auf ihre Vermögen, damit diese den Armen zugute kommen. Die Kirchen-Gemeinden üben bald Basisdemokratie aus. Der lebenslustige Priester hat auch eine Liebesgeschichte zu seiner späteren langjährigen Partnerin Anna Reinhart (Sarah Sophia Meyer); die Forderung nach Aufhebung des widernatürlichen Zölibats vertrat er schon vor 500 Jahren.
Dies Alles lässt sich vortrefflich kurzweiliger nachlesen. Wenn die Pelz- und die Lumpen-Träger im Film „Zwingli" immer gut voneinander unterscheidbar sind, fügt das dem vermittelten Wissen nur begrenzt ein sinnliches Erfahren hinzu. Eine rohe Zeit kommt hier gepflegt inszeniert daher. Es ist possierlich, wie der Bildersturm schon fast als fröhliches Happening geschildert wird. Erst Zwinglis Anhänger wüten später in den von Gold und Schätzen überbordenden Kirchen. Am Ende zeigt sich die Religion doch wieder als Falle, wenn die widersprechenden Auslegungen schon in ein und der gleichen abergläubigen Gruppe zu Streit und blutigem Kampf führen. Hier einen dringend notwendigen Transfer zum heute überall wieder aufsprießendem religiösen Wahn zu legen, fällt dem Film nicht ein. Zwingli treibt am Ende gar selbst die Menschen für irgendeinen Glauben in den Krieg. Solche Geschichts-Alben gibt es immer wieder auf vielen besseren Fernsehkanälen. Man hätte das Ganze gut auf die letzten zehn Minuten verkürzen können, die im Angesicht der Verbliebenen die Grauen des Krieges zeigen. Das wäre von Interesse gewesen.