USA 2019 Regie: Bart Freundlich, mit Michelle Williams, Julianne Moore, Billy Crudup, Abby Quinn 113 Min., FSK ab 6
Der dänische Film „Nach der Hochzeit" von Susanne Bier und Anders Thomas Jensen ist ein unglaublich bewegender Film. Die Hauptrolle spielte 2006 Mads Mikkelsen. Bei dem irgendwie gleichnamigen und recht unnötigen US-Remake „After the Wedding" irritiert nicht nur, dass mit Michelle Williams nun eine Frau in diesem Part zu sehen ist. Ohne zu viel zu verraten: Die Fähigkeit, ein Kind zu gebären, war für bestimmte Personen in diesem Drama schon irgendwie wichtig.
Isabel (Michelle Williams) arbeitet als gut aussehende, junge Mutter Theresa umgeben von vielen Kindern in einem Waisenhaus in Kalkutta. Für eine millionenschwere Spende der Unternehmerin Theresa (Julianne Moore) soll Isabel wider ihren Willen persönlich nach New York. Die Abneigung gegenüber einer eitlen und oberflächlichen Konsumwelt wird noch übertroffen vom Schock, in Theresas Ehemann Oscar (Bill Crudup) den eigenen Ex-Partner wiederzusehen. So entwickelt sich die herausgezögerte Spendenaktion zum persönlichen Drama für alle Beteiligten.
Der bald offensichtliche Clou dieses Films über große, uneigennützige Liebe soll nicht verraten werden, auch wenn er beim Original wesentlich intensiver daherkommt. Doch trotz der aktuell verbreiteten Spoiler-Panik muss gesagt werden, dass ein eigenes Kind, von dem man nichts weiß, bei einem Mann dramaturgisch wesentlich einfacher hin zu bekommen ist, als bei einer Frau. Bei der großen Frage des „Wieso?", die angesichts dieses gut besetzten aber schwachen Remakes immer lauter im Kinosaal hallt, hilft ein Detail vom Goldenen Blatt: Bart Freundlich, der bislang nicht sehr bekannte Regisseur des Films, ist Ehegatte der Hauptdarstellerin Julianne Moore, die letztens sehr über Remakes schwärmte. Und durch den Geschlechtertausch bekommt Julianne Moore eine Hauptrolle.
Dem rauen, verschlossen und starrsinnig wirkenden Mads Mikkelsen glaubte man die Rolle des verbitterten Aussteigers mehr als Michelle Williams. Überhaupt wird die typische gnadenlose, eiskalte Härte der Dänen überspielt in diesem zu freundlichen und zu schönen Film. Damals gab es noch die Reduzierungen des „Dogma"-Gedankens, jetzt gibt es schönen Himmel und opulente Ausstattung statt gutem Film. Es bleiben bei den Ensemble-Szenen ein paar Inseln intensiven Gefühls und eine Menge verschwendetes Filmmaterial drumherum. Freundlich(keit) ist nicht so stark wie (Susanne) Bier aus Dänemark.