Großbritannien 2018 (Tell it to the bees) Regie: Annabel Jankel, mit Anna Paquin, Holliday Grainger, Gregor Selkirk 108 Min. FSK ab 12
Als die junge Ärztin und Bienenzüchterin Dr. Jean Markham (Anna Paquin) Anfang der 50er Jahre im schottischen Örtchen ihrer Kindheit Haus und Praxis des verstorbenen Vaters übernimmt, gehört zu den auflebenden Erinnerungen auch Grausames. Die selbständige, aber stille Frau fiel hier mit einer lesbischen Beziehung auf und wurde brutal abgestraft. Deshalb bleibt sie bei spontaner Sympathie zurückhaltend, als sie die alleinerziehende Lydia (Holliday Grainger) mit ihrem Sohn Charlie (Gregor Selkirk) kennenlernt. Über Jeans Bienenvölker wird Charlie zum Freund. Nach ersten dramatischen Ereignissen um Lydias nutzlosen und brutalen Ehemann zieht diese bei Jean ein und ihre Liebe lebt auf.
Die Geschichte einer vor allem bedrohten und angstbesetzten Liebe ist sehr bewegend gespielt, schön ausgestattet und kostümiert. Wie in „Brokeback Mountain" weiß die erfahrenere Jean um die Gefahren und um schreckliche Abstrafungen lesbischer Liebe. Eine alleinerziehende Mutter wird automatisch durch gesellschaftliche Regeln und geringen Lohn ausgegrenzt. So ist „Der Honiggarten" mehr noch als ein Kampf für gleichgeschlechtliche Liebe ein Mahnmal gegen engstirniges Denken, in dem eine Frau nur mit einem Mann an ihrer Seite existieren kann. Während das Verjagen von Bienen an Lydias Hals als erste erotische Annäherung eine Reihe sehr schön inszenierter Momente einleitet, spart der Film auch nicht mit erschütternden Szenen. Dabei spielt die Perspektive des überforderten Jungen eine dramatische Rolle. Sein Gespräch mit den Bienen des Originaltitels „Tell it to the bees" (Sag es den Bienen) ist Metapher und Stimmungsbild gleichzeitig. So erfolgt auch eine wundersame Rettung aus der Natur heraus, die der Junge bewundert und der Vater verachtet.