21.8.19

Das zweite Leben des Monsieur Alain

Frankreich 2018 (Un homme pressé) Regie: Hervé Mimran, mit Fabrice Luchini, Leila Bekhti, Rebecca Marder 100 Min.

Die eigene Tochter muss sich einen Termin bei der Chefsekretärin erschleichen, um mit ihm sprechen zu können. Ja, Alain Wapler (Fabrice Luchini) ist ein viel beschäftigter Manager. Lächelnd zieht er knallhart seine Visionen durch, zwingt seinen Chef, beim nächsten Automobilsalon das neue, 100-prozentige Elektroauto anzukündigen. Und er sagt niemals Danke.

Nach einem Schlaganfall wacht Alain im Krankenhaus auf und lallt nur noch Unverständliches. Ausgerechnet er, der in der Jury eines Rhetorikwettbewerbs saß, kann sich nur noch schwer verständlich machen. Der Kauderwelsch, der aus ihm rausströmt, ist sogar lustig - das darf sich der Film wahrscheinlich erlauben, weil Alain vorher so ein Ekel war. Später verwechselt er Worte: „Alle meine Tantchen schwimmen auf dem Tee, Zöpfchen in das Hasser..." wäre seine Version des Kinderliedes. Bei den verdrehten Silben kommt Rübo statt Büro raus, Rakete statt Karate, Sekundengeizer, Tervrauen und wo seiter. (Hier ist mal die sehr einfallsreiche Arbeit der Untertitel zu loben.)

Die Logopädin Jeanne (Leïla Bekhti) nennt er Psychopathin, aber verlangt mit seiner herrischen Art trotzdem Ihre Hilfe. Und wenn die Haushälterin reichlich schief „Papaoutai" von Stromae singt, weiß man, dass auch das Verhältnis zur Tochter Thema wird. Wenn schließlich eine weibliche Version des Songs „Father and Son" von Cat Stevens erklingt, ist fast alles wieder gut.

„Das zweite Leben des Monsieur Alain" ist eine eher komische als dramatische Rehabilitation von Schlaganfall und folgender Aphasie. Die Geschichte basiert auf der Autobiografie des Ex-Konzernmanagers Christian Streiff (Airbus und PSA Peugeot Citroën). Es ist eine eigentlich etwas dünne Geschichte von der Menschwerdung eines Managers, eines gehetztes Mannes, wie der Originaltitel sagt. Aber sie gerät durch die hervorragenden Darsteller ansehnlich, nett und sogar rührend. Dem exzellente Fabrice Luchini gelingt es, die witzigen Sprachverdreher durchzuziehen, ohne sich lächerlich zu machen.