15.10.13

Mein Weg nach Olympia

BRD 2013 Regie: Niko von Glasow

Er mag keinen Sport, findet dass die Paralympics zu teuer sind und außerdem sollen sie nur kaschieren, welche Probleme die Gesellschaft mit Behinderten hat! Scheinbar nicht die besten Voraussetzungen für einen Film über behinderte Sportler und ihre Paralympics 2012 in London. Doch der Kölner Niko von Glasow, der seinen dicken Bauch und Hintern ebenso betont, wie seine Contergan-Behinderung („Regisseur mit kurzen Armen"), ist ein hervorragender Filmemacher und „Mein Weg nach Olympia" deshalb ein kluger, vielschichtiger Blick hinter die Kulissen erfolgreicher Sportler.

Nein, Niko von Glasow hat keinen Sportfilm gemacht: In der Mixed Zone nach dem Wettkampf kann er bei Euphorie oder Tränen nicht die übliche „Was haben Sie empfunden?"-Frage stellen. Dafür kennt er die Athleten besser als andere, manchmal sogar besser als sie selbst sich kennen. Wir dürfen sie auf einer Weltreise mit ihm kennenlernen: In Berlin fährt er mit der einbeinigen Schwimmerin Christiane Reppe auf Spinning-Rädern und backt danach Pfannkuchen. Miss Perfect sei sie nicht: „man muss damit leben, was man hat", aber eigentlich fehle ihr nichts.

Nun ist von Glasow, der unter anderem den Deutschen Filmpreis 2009 erhielt, witzig, oft zynisch und nicht nett im Sinne von harmlos. Er lässt es nicht bei der Behauptung „ich bin glücklich, weil ich einer der besten in irgendwas bin", wie der gelähmte griechische Softball-Bocciaspieler Greg Polychronidis meint. Von Glasow fragt den amerikanischen Waffennarren und Bogenschützen Matt Stutzman, weswegen er dauernd Bestätigung braucht. Später kommt dann die junge, fröhliche Christiane Reppe mit dem Geständnis, dass doch nicht alles gut sei und sie eine Mauer um sich herum aufbaue. Aber da bricht ihr Trainer das Gespräch ab...

Egal ob Sitz-Volleyballer aus Ruanda, die mit ihren durch Bürgerkriegs-Minen amputierten Beinen über des Deutschen Contergan-Arme staunen, ob die adoptierte norwegische Tischtennis-Hoffnung Aida Dahlen, die nie Filme über den Bürgerkrieg aus ihrer ursprünglichen Heimat Bosnien sah - mit der ihm eigenen, hinter viel Selbstironie versteckten Wut trifft von Glasow diese Menschen bei ihrem Schmerz, den sie mit Sport überspielen wollen. Trotzdem ist „Mein Weg nach Olympia" ein witziger Film, nicht nur wenn Niko mit dem zum Freund gewordenen Greg im antiken Olympia Boccia spielen will und seinen Film „Triumph des Willens - Teil 2" nennt.