Großbritannien 2013 (About Time) Regie: Richard Curtis mit Domhnall Gleeson, Rachel McAdams, Bill Nighy, Lydia Wilson, Lindsay Duncan 118 Min.
Und ewig grüßt die „Murmeltier"-Idee: Dass Zeitschleifen ganz praktisch sind, wenn man bei der Liebsten alles ganz richtig machen will, wissen wir seit Bill Murrays unfreiwilligen Wiederholungen des einen, ewig gleichen Tages in „Und ewig grüßt das Murmeltier". Nun lernen wir bei Richard Curtis, dem Drehbuchautor von „Vier Hochzeiten und ein Todesfall", „Notting Hill" oder „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück" eine sehr schön romantische aber auch lebensbejahende Variante kennen.
Denn Tim (Domhnall Gleeson) entstammt einer netten britischen Familie, die nicht nur Sandwiches am Strand und Open Air Kino bei jedem Wetter zu ihren Traditionen zählt. Nein, in dieser leicht skurrilen Familie können Männer, wenn sie sich in einem dunklen Raum einen bestimmten Zeitpunkt der eigenen Vergangenheit vorstellen, dorthin zurückreisen. Was für Tim erst ein Witz und dann ein Schock ist, als es ihm sein Vater (der geniale Bill Nighy) zum 21. Geburtstag erklärt und prompt ein verpasster Kuss an Silvester im zweiten Versuch gelingt. Ansonsten erweist sich diese Gabe jedoch als schwierig zu beherrschen. Der Sommer mit Tims erster großer Liebe erwies sich als Katastrophe und zudem sagte sie ihm am letzten Abend, er hätte ihr doch seine Liebe früher gestehen sollen. Im zweiten Anlauf sagt die gleiche Frau zu Beginn der Ferien dann, er solle doch auf den letzten Abend warten. Frauen!
Um die dreht sich aber trotz der weisen Warnungen des Vaters alles - vor allem dann um die wahre Liebe Mary (Rachel McAdams), die Tim bei einem Blind Diner kennenlernt. Und wieder verpasst, weil er in einer weiteren Zeitschleife die gescheiterte Premiere des Theaterstücks seines Vermieters gleichzeitig zurechtrücken muss. Das ist verwirrend im oft unerwarteten Ergebnis, aber immer nett in der filmischen Präsentation vom rothaarigen, schüttern wirkenden Tim.
Als junger Anwalt verliert er selbstverständlich nie einen Fall, aber fast seine verträumte Schwester, die sich immer die falschen Männer aussucht. Da könnte man nachhelfen, aber dann sieht das eigene Kind plötzlich ganz anderes aus. Doch auch wenn Zeitreisen besonders kniffelig werden, weil auch der Vater sie beherrscht, verliert sich „Alles eine Frage der Zeit" nie an diesen Science Fiction-Kram. Die Liebe zum Vater, die gemeinsame Zeit, die aus der sie sich trotz einer schweren Krankheit immer wieder eine Schleife weiter heraus stehlen, ist das viel wichtiger und berührender.
Wenn dann Tim beim Begräbnis des Vaters kurz weggeht, um diesen zu Lebzeiten noch mal zu besuchen, dann ist dieser nicht nur in seiner zeitlichen Verschachtelung ohne viel Dramatik sehr tief gehende Film tatsächlich mal eine Geschichte, die man so noch nicht gesehen hat.
Zeitreisen helfen zwar nicht, jemanden in sich verliebt zu machen, doch ganz unauffällig zwischen Lachen, Schmunzeln und Dahinschmelzen bei Szenen und Songs verliebt man sich in diesen Film, der längst mehr als Tims Suche nach dem Glück zeigt. Das große Geheimnis, die Formel für ein glückliches Leben, scheint das Leben selbst zu sein. Umgeben von schönen Menschen, mit denen man in einer Familie sein möchte. Tim beginnt, jeden Tag noch einmal zu leben und dabei auf die guten Dinge zu achten, ohne sich über die blöden zu ärgern. Schließlich merkt er, das kann man auch ohne Zeitreisen! Eine gar nicht kitschige Weisheit, die man neben bester Unterhaltung aus dem Kino mitnehmen kann. Denn wir sind ja alle irgendwie Zeitreisende.