USA, Kanada, Großbritannien 2013 (Man of Steel) Regie: Zack Snyder, mit Henry Cavill, Amy Adams, Russell Crowe, Michael Shannon, Kevin Costner, Diane Lane, Laurence Fishburne, 137 Min. FSK ab 12
Der eigentlich als Mann in Strumpfhosen bekannte Clark Kent, Berufsbezeichnung: Superman, erlebt sein Recycling als „Man of Steel". Nun war er bisher noch keine Dose, aber ansonsten so ziemlich alles: Zuerst Comic-Figur, dann Film-Held, Zeichentrick-Figur, Kultur-Ikone, amerikanisches Symbol für einen Haufen Kram und auch TV-Wiederkehrer.
200 Millionen Dollar steckte Warner nun in das überlange Filmchen, den größten Teil davon bekam das Marketing ab. Als Produzent und Drehbuchautor leistete man sich mit kleineren Millionenbeträgen Christopher Nolan und David S. Goyer, die bereits „Batman" als „Dark Knight" rebooteten. Regisseur Zack Snyder qualifizierte sich mit „300" und „Watchmen". Von ersteren erhofft man sich eine gebrochene Gestalt, letzterer darf den neuen Überflieger mit rotem Cape als Muskel-Paket ausstatten, das aus dem Anabolika-Versandkatalog gefallen ist.
Doch jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, dem von „Man of Steel" der eines großartigen Science Fiction im Stile von „Dune": Der Planet Krypton steht kurz vor dem Zusammenbruch. Gegen den Willen des putschenden Militärs General Zod (sagenhaft: Michael Shannon) sendet der Wissenschaftler Jor-El (gut: Russell Crowe) seinen frisch geborenen Sohn quer durchs Universum auf die Erde. Das war es dann leider nach 30 Minuten mit einem fantastischen Zukunfts-Film voller organischer und Hightech-Visionen.
Danach verläuft „Man of Steel" holpernd wie die Erd-Landung vom Super-Schreihals und -Windelscheißer: Hüpfend zwischen Rückblenden, Heldentaten und Gegenwart kann Regisseur Zack Snyder auch die Erde reizvoll inszenieren, jeder Szene etwas Besonderes geben. Superman Clark Kent (Henry Cavill) bleibt undercover bis Zod in Raumschiffen, angetrieben von großem und lautem Filmorchester, einfliegt und auf den Ruinen der Menschheit Krypton neu aufbauen will. Das kann nur einer verhindern: Batman! Oh nein, falsch: Mr. Universe! Oder doch: Superman?
Als Messias, der die Menschen lehren und führen soll, kommt Hauptdarsteller Henry Cavill schnell an seine Grenzen. Ein unpassendes Gesicht mit Schmalzlocke. Milchgesichtig vor allem gegenüber Zod-Schurken Michael Shannon, der vielleicht nicht diesen Planeten aber den Film für sich erobert. Kevin Costner hat als Erd-Papa von Kent noch einmal so einen großen, ur-amerikanischen Helden-Abgang. Nebenbei trifft Lois Lane (Amy Adams mit mit kecker Nase) auf Diane Lane in der Rolle von Kents Adoptivmutter. Echte Scherze jedoch, die auch zünden, gibt es auf 140 Minuten Film genau 2, in Worten: Zwei! Dafür findet im stundenlangen Finale eine unfassbare Materialschlacht statt, die jegliche Rücksicht auf die Skyline von New York - im Film Metropolis genannt - nach 9/11 fallen lässt: Flugzeuge knallen wie auf Perlenkette in Hochhäuser, die danach Domino Day spielen. Für den High Noon zwischen Zod und Kent wird pietätlos der Ground Zero verwendet. Und wieder fällt so einer hoch entwickelten Zivilisation nichts anderes ein, als sich letztendlich mit den Fäusten zu prügeln.
Der enorme Aufwand für die Pop-Ikone Superman, die hier minimal mehr Tiefe erhält, resultiert in annähernd zwei Stunden Unterhaltung. Der Rest ist zu läng und ermüdend mehr von der gleichen Materialvernichtung - seien es Stadtlandschaften oder millionen-schwere Filmminuten. Schauspielerisch können nur die Randfiguren überzeugen. Die männlichen, da hier scheinbar alle Frauen sich mit der Groupie-Funktion zufriedenstellen müssen. selbst wenn Lois Lane zwischendurch auf Lara Croft macht. Dieser Super-Mann-Traum in engem Latex bleibt halt auch ein ziemlich verstaubtes Stöffchen.