BRD 2013 Regie: Carolin Genreith, 79 Min. FSK: o.A.
Bauchtanz auf Wiesen vor interessierten Kühen ist eine mutige Gratwanderung für die ersten Aufnahmen. Die Berliner Regisseurin Carolin Genreith kehrt in ihr Heimatdorf der Nordeifel zurück und sieht sich vor allem mit dem neuen Leben der Mutter konfrontiert. Diese zeigt sich nach einer Trennung von langjähriger Ehe als sehr glücklich und vor allem in ihrer Bauchtanzgruppe aufgehoben.
Filmemacherin Carolin Genreith selbst ist 28, und „wird bald 30"! Während die Mutter schon in den Wechseljahren ist. Die Eifler Damengruppe in selbstgeschneiderten Orientlook hat sichtbar viel Spaß, die erwartete Hinterwäldler-Mentalität hinter hohen Buchhecken wird nur im Kommentar behauptet und in einigen Bildern angedeutet. Nur das Wetter macht wie erwartet tatsächlich mal auf deprimierend. Dagegen erzählen einige Porträts der Tänzerinnen mit Trennungs-Geschichten und solchen der neuen Liebe von durchaus erfüllten Leben, gerne auch nach großen Richtungswechseln. Ein nettes Häufchen witziger und lebendiger Frauen mittleren Alters halt.
„Ist das jetzt peinlich?" lautet eine Frage der Filmemacherin und sie kann generell verneint werden. Während die Hitzewallungen der Wechseljahre idyllisch im Hohen Venn in „Persönlicher Sommer" umbenannt werden und sich ein entspanntes Verhältnis zum eigenen Körper eingestellt hat, rennt die Regisseurin in ihrem Kommentar weiter durch ihr Leben auf der Suche nach innerer Ruhe und dem perfekten Mann.
„Die mit dem Bauch tanzen" ist noch mehr als Bauchtanz-Film ein Bauchnabelschau-Film, ganz wie David Sievekings „Vergiss mein nicht". Carolin Genreith steht zur kritischen Haltung, mit der sie sich dem Heimatdorf und dem Thema nähert. Sie nimmt sich und ihr ambivalentes Verhältnis aber zu wichtig, um noch mehr aus den Figuren herauszuholen. So sollte der Film besser „Die mit den Bauchtänzerinnen filmt" heißen. Dabei gelingen immer mal wieder witzige Kommentare zum fidelen Frauen-Tross, Genreith findet auch landschaftlich schöne oder reizvoll komische Aufnahmen. Die Dramaturgie hin zu einem Auftritt in einer Pariser Fußgängerzone bringt keinen großen Spannungsbogen, muss es aber auch gar nicht. Wenn die Tänzerinnen dann dort mit Einheimischen und anderen Touristen (und gar nicht Bauchtanz) tanzen, hat auch die Regisseurin begriffen, dass der Weg das Ziel ist: „Mit 30 hat man Panik, mit 50 ... Spaß"