USA, Griechenland 2013 (Before Midnight) Regie: Richard Linklater, mit Ethan Hawke, Julie Delpy, 108 Min. FSK ab 6
Regisseur Richard Linklater gelang mit seinen Schauspielern Julie Delpy und Ethan Hawke eine wunderschöne Trilogie einer Liebe über fast zwei Jahrzehnte: Es ging 1995 mit „Before Sunrise" im Berlinale-Wettbewerb los, als die Figuren Jesse (Hawke) und Celine (Delpy) sich in Wien während einer Nacht kennenlernten und verliebten. Der Silber-Bären-Gewinner fand mit „Before Sunset" 2004 wieder bei der Berlinale seine Fortsetzung: Neun getrennte Jahre später ist Jesse ein erfolgreicher Autor mit der Geschichte dieser Wiener Nacht geworden. Zur Lesung in Paris kommt die reale Celine und ein endloser Spaziergang durch die Stadt der Verliebten bringt den Amerikaner schließlich dazu, seinen Flieger zurück zur Familie zu verpassen.
Auf „Before Midnight" nun hatte die Welt so gespannt und so von Gerüchten fehlgeleitet gewartet wie auf den „Hobbit". Nur die Fangemeinde war eine andere. Richard Linklater hatte mit seinen Darstellern sowie Ko-Autoren Julie Delpy und Ethan Hawke eine mögliche Fortsetzung lange in der Schwebe gehalten. Neun Jahre später ist Jesse in „Before Midnight" geschieden. Mit Celine und den Zwillingen des Paares verbringt er den Urlaub in Griechenland. Eine endlose, nicht von Schnitten unterbrochene Autofahrt beweist, die beiden Verliebten reden immer noch wunderbar miteinander. Aber das Leben als Eltern hat auch Spuren hinterlassen. Der romantische Abend in einem Hotel, den Freunde schenkten, wird zur Belastungsprobe.
Julie Delpy, die selbst charmante, gewitzte und intelligente Familiengeschichten inszeniert („2 Tage Paris", „Familientreffen mit Hindernissen"), bleibt als Celine die impulsive, kämpferische Frau, die nun mit einem erfolgreichen Schriftsteller lebt und gemeinsame Kinder großzieht, aber sehr mit ihrer eigenen Rolle hadert. Da gibt es viel Reibungsfläche, wenn Jesse vor griechischer Urlaubskulisse von Kollegen verehrt und hofiert wird. Glückliche Paare mehrere Generationen vergleichen scherzend Modelle des Zusammenlebens und streifen das Rätsel der Liebe. Was davon im Alltag übrig bleibt, versuchen Celine und Jesse mit inszenierter Romantik aufleben zu lassen. Vergeblich. Wobei selbst das Scheitern mit einer spielerischen Leichtigkeit präsentiert wird.
„Before Midnight" gelingt das Unglaubliche: Ein Film, in dem nur geredet wird, begeistert und beglückt das Publikum. Geschliffene Dialoge, intelligente Themen von den Geschlechterrollen über die Frage nach der ewigen Liebe und die spitzen Bemerkungen des Paares halten die Laune hoch. Die Streitereien sorgen für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. So schwatzt sich ein unwahrscheinlicher Film zum Meisterstückchen der Trilogie auf. Ein launiges Orakel von Delpy steht am Ende und am Anfang der Hoffnungen auf eine weitere Fortsetzung: „Ich liebe dich nicht mehr." Trotzdem gibt es vielleicht 2035 den 14. Teil mit dem Titel „Before the grave".