27.7.10

Toy Story 3D


USA 2010 (Toy Story 3) Regie: Lee Unkrich 103 Min. FSK o.A.

Die lustigen Spielzeugfiguren von „Toy Story“ sind wieder da und diesmal in 3D, wow! Aber waren die kunterbunten Freunde von Cowboy Woody nicht schon immer so richtig echt? Das war doch die Kunst vom Pixar-Studio, ein paar Plastikfiguren so zu einfühlsam animieren, dass ihr Reden, Leiden und Leben im Jahr 1995 zum ersten großen Erfolg der Computer-Animation wurde. Dass stellte die Machtverhältnisse beim Zeichentrick so auf den Kopf, dass Disney irgendwie zur Unterabteilung von Pixar wurde. Nun also die dritte „Toy Story“ und bis auf ein paar bescheidene 3D-Effekte kann Pixar erstmals nicht wirklich begeistern. Überraschend vor allem, dass die spannenden Szenen sogar für kleine Kinder ungeeignet ausfielen.

Ein rasanter Western-Weltall-Actionfilm mit Woody und Buzz Lightyear als stolze Helden bildet den Auftakt zu „Toy Story 3“. Doch kein Kind spielt diese Fantasien aus, die Spielzeugfiguren müssen sich selber unterhalten, weil ihr mittlerweile 17-jähriger Andy sie vergessen hat und auch bald zum Studium wegzieht. Angstvoll fragt sich das Spielzeug, was mit ihm geschieht: Landen sie auf dem Dachboden oder gar im Müll? Oder nimmt Andy sie mit zur Uni? Weil sie durch ein Versehen tatsächlich bald im Müllsack an der Straße stehen, verlieren alle den Glauben an die Menschenkinder. Nur Woody bleibt seinen Andy treu und will sich zurück nach Hause durchschlagen. Dabei wirkt der Kinderhort Sunnyside wie Paradies für Spielzeugfiguren. Der knuddelige Lonzo empfängt sie mit freundlichem Lachen - und einem finsteren Plan. Denn der Kuschelbär ist im Inneren ein Monster mit gebrochenem Herzen seit ihn sein Kind auf der Straße zurückließ.

Nun übernehmen raffiniert und gekonnt eingebaute Zitate von Gefängnis- und Flucht-Filmen das Kommando der bis dahin gemäßigt gefühlvollen und spaßigen Geschichte. Wie die kleinen Helden von finsteren Aufsehern eingesperrt und zur Einzelhaft in den Sandkasten geschickt werden, gelang sehr bedrohlich und beängstigend. Nette neue Figuren gibt es ebenso wie schreckliche und schrecklich dumme. Ausgerechnet Barbie darf staatsphilosophisch erwähnen, dass sich legitime Herrschaft durch Gesetze und nicht durch Androhung von Gewalt definiert. Selbstverständlich gelingt Woody eine abenteuerliche und actionreiche Flucht, unter anderem mit einem selbstgebauten Paraglider. Doch ob alle Kinder unbeschadet aus diesem Film kommen, ist fraglich. Denn diesmal ist der Mix aus Anteilen für Kinder und Erwachsene misslungen. Was schade ist, denn die dritte „Toy Story“ wird zum Ende doch noch gut und das extrem gefühlsduselige Finale ist extrem wirkungsvoll.

Wenn uns „Toy Story“ letztendlich erzählt, dass wir unserer Kindheit treu bleiben sollen und die alten (Spielzeug-) Freunde nicht vergessen dürfen, hofft so mancher Produzent auch, dass man dem Filmgeschäft namens „Toy Story“ treu bleibt und die als Merchandise erhältlichen Figuren frisch erstanden ins Herz schließt. Wie Pixar allerdings selber in der Filmgeschichte bewies, ist das Bessere der Tod des Guten und man sollte sich auch in Teil 3 nicht nur aufs Sentiment verlassen.