6.7.10
Mr. Nobody
Frankreich/ Kanada/ Belgien 2009 (Mr. Nobody) Regie: Jaco van Dormael mit Jared Leto, Diane Kruger, Sarah Polley 138 Min.
Die Lebens-Erinnerungen von Nemo Nobody, dem letzten Sterblichen der Erde im Jahre 2092, führen in ein faszinierendes Labyrinth aus Liebes-Möglichkeiten und Enttäuschungen. Nach „Toto der Held“ (1991) und „Am achten Tag“ (1996) präsentiert der Belgier Jaco van Dormael wieder einen sensationellen Film.
Alle Menschen sind unsterblich im Jahr 2092. Mit Ausnahme eines 118 Jahre alten Mannes, dem letzten Sterblichen der Erde. Die ganze Welt will wissen, wie das Leben, wie die Vergangenheit dieses Mr. Nobody (Jared Leto) war. Darauf hat der Nemo genannte nur einen Scherz als Antwort: „Die meiste Zeit ist nichts passiert - wie in einem französischen Film.“ Doch die Ärzte lassen nicht nach und versetzen den Greis unter Hypnose, damit er sich erinnere: Noch ungeboren im Himmel erwählt sich Nemo sehr witzig ein Elternpaar aus. Mama (Natasha Little) riecht so gut und Papa (Rhys Ifans) erzählt eine schöne Geschichte, wie sich die beiden ineinander verliebt haben. Im Alter von acht Jahren begegnet Nemo drei Mädchen, die er später heiraten und gänzlich verschiedene Leben mit ihnen führen könnte. Damit beginnt ein Weg voller Entscheidungen: Zuerst trennen sich die Eltern und der neunjährige Nemo muss am Bahnsteig zwischen seinem Vater und der Mutter, die mit dem Zug wegfährt, wählen. Sie wird mit dem Vater von Nemos großer Liebe Anna (Diane Kruger) zusammenziehen. Beim eigenen Vater wird Nemo als Teenager mit Elise oder mit Jeanne zusammenkommen. Die manisch-depressive Elise (Sarah Polley) findet niemals ihr Glück an der Seite und mit den Kindern Nemos. Jeanne (Linh-Dan Pham) hingegen würde erfüllt und im Reichtum die Frau eines erfolgreichen Nemo sein. Nur er fühlt nichts in diesem Leben...
Die Leben mit und ohne die große Liebe Anna führen in einer äußerst reizvollen Montage der Möglichkeiten sogar bis zum Mars, wo ein alter Nemo die Asche seiner Frau ausstreut. Oder ist dies nur die eskapistische Science Fiction-Geschichte des frustrierten jungen Mannes, der seinen gelähmten Vater pflegt? Sind dies alles gar Hirngespinste eines alten Mannes unter Hypnose?
Dreizehn Jahre dauerte es, bis nach dem überwältigenden Erfolg von „Am achten Tag“ (mit Daniel Auteuil und Pascal Duquenne) der Belgier Jaco van Dormael wieder einen sensationellen Film hinlegte. Damit kehrte er zum fantastischen Erzählen seiner Erstlings „Toto der Held“ aus dem Jahre 1991 zurück. Die meiste Zeit arbeitete van Dormael tatsächlich an seinem Buch und an der Umsetzung von „Mr. Nobody“, eine Detailarbeit, die dem enorm dichten Film anzumerken ist.
„Mr. Nobody“ berauscht mit der Bildgewalt seiner Welt und seiner Erzählraffinesse. Doch van Dormaels neuestes Meisterwerk begeistert nicht nur durch die Dichte der Idee und Bilder, durch einen eindrucksvollen Cast oder den ebenso leichten, wie treffenden Pop-Soundtrack. Nicht nur wegen seiner grandiosen Ausstattungsdetails. „Mr. Nobody“ erzählt eine ganz große, bis zum letzten Moment mehr und mehr mitreißende Liebesgeschichte. Wie van Dormael das Entstehen von Gänsehaut im Detail zeigt, praktiziert er das Erwecken der Gefühle auch im großen Ganzen.