20.7.10

Knight and Day


USA 2010 (Knight and Day) Regie: James Mangold mit Tom Cruise, Cameron Diaz, Peter Sarsgaard 110 Min. FSK: ab 12

Ein Unterschied wie Tag und Nacht: Einst reichte die Strahl- oder Grins-Kraft von Tom Cruise, um jede „Mission Impossible“ interessant zu machen. Er war „Top Gun“ der Schauspieler-Gilde. Nun wandelte sich Cruise mit erstaunlicher Sicherheit vom Kassen- zum Hähme-Magneten. Da ist es eigentlich keine schlechte Idee, sich auf den sicheren Boden eines komödiantisch überdrehten Spionage-Films zu begeben. Aber selbst mit Regie-Routinier James Mangold („Cop Land“, „Walk the Line“) am Ruder läuft bei „Knight and Day“ das Wichtigste schief.

Führerlos rasen Action und Romantik durch die Welt, denn gerade hat der Agent Roy Miller (Tom Cruise) eine ganze Flugzeugbesatzung umgelegt, samt Flugkapitän. Nur die Zufallsbekanntschaft June Havens (Cameron Diaz) bekommt nichts davon mit, während sie sich auf der Toilette des Fliegers für einen Flirt mit dem flotten Roy fertig macht. Vor Sturzflug und Notlandung auf Autobahn und Maisfeld bleibt noch Zeit für einen Drink und einen Kuss. Dann darf June erstmals in Ohnmacht fallen. Eigentlich ist sie keine Zufallsbekanntschaft, denn Roy benutzte sie, um eine sensationelle Superbatterie durch die Kontrollen zu schmuggeln. Obwohl der Agent wie ein Action-Autist wirkt - ziemlich tödlich aber auch tödlich debil, kümmert er sich fortan darum, dass June nicht von den Geheimdienst- und Gangster-Horden geschnappt wird.

Der Action-Tango „Knight and Day“ (mit vielen Remixes vom Gotan-Project) ist längst „Nackte Kanone“, also pure, alberne Parodie. Unübersehbar wenn June ein hormonell aufgeladenes Beziehungsgespräch mitten im Kugelhagel beginnt. Cameron Diaz, immerhin schon mal eine von „Charlie’s Angels“, darf sich dumm gebärden wie schon lange keine Blonde mehr im Film. Ihr Verhalten nahe am Gehirntod wird nur dadurch übertroffen, dass sie einen Großteil des Film betäubt mitgeschleppt wird. Früher war das zu eng geschnürte Mieder schuld an seriellen Ohnmachten. Liegt es heute vielleicht am zu engen Rollenkorsett? Doch der Wahnsinn hat Methode: Gerne wird Unnötiges wie persönlicher Hintergrund, psychologische Tiefe oder Sinnhaftigkeit der Handlung in einem action-getriebenen Blackout weggelassen - es kommt nur auf die Gags an. Das hat insgesamt den gleichen intellektuellen und emotionalen Reiz wie eine Urlaubsreise von Barbie und Ken. Zwei sterile Kunstfiguren - Cruise und Diaz - auf Leerlauf in einem schwachen Fließband-Produkt. Und - eigentlich wollten wir das dem Boulevard überlassen - damit ähnelt die Figur Roy Miller auch dem öffentlichen Auftreten von Tom Cruise. Mittlerweile scheint es eine Mission Impossible zu sein, noch einen anständigen Film mit Tom Cruise hinzubekommen.