27.7.10
Das Konzert
Frankreich, Belgien, Italien, Rumänien 2009 (Le Concert) Regie: Radu Mihaileanu mit Alexej Guskow, Dmitri Nazarow, Mélanie Laurent, François Berléand, Miou-Miou, 122 Min.
Als Andrej Filipow, Hausmeister des Moskauer Bolschoi-Orchesters im Büro seines Chefs das Fax eines Pariser Konzert-Hauses findet, beschließt er, dort mit einigen alten Freunden unter dem Namen des echten Bolschoi zu spielen. Denn vor 30 Jahren war Andrej Filipow ein berühmter Dirigent. Bis er als Volksfeind mitten in der Aufführung des Violinkonzerts von Tschaikowsky gedemütigt wurde. Ausgerechnet der damalige KP-Chef soll nun das Orchester managen, das er vor dreißig Jahren mit einer antisemitischen Denunziation zerstört hat. Schon beim Aufsammeln des verstreuten Orchesters zeigt „Das Konzert“ in vielen doppelbödigen Szenen, wie es um eine kulturell reiche Gesellschaft steht, in der die Kultur nichts mehr wert ist. Oligarchen kaufen Fußballvereine und klauen Musik aus dem Internet. Die entlassenen Musiker, die alle andere Jobs haben, spielen in der Kantine ohne Instrumente. Einige verdingen sich als bezahlte Demonstranten eines kläglichen kommunistischen Aufmarsches. Andere spielen und stöhnen die Begleitmusik in Porno-Synchronstudios. Doch Andrej will sich seinen großen persönlichen Traum erfüllen. Auch wenn er verrückt ist, doch das kleine Restchen Ehre, das einem Hausmeister, einem Krankenwagenfahrer geblieben ist, führt zu großartigen Auftritten voll wahrhaftiger Wut.
Als nach vielen Mühen Paris endlich erreicht ist, gehen alle erst einmal ihren eigenen, alten Geschäften nach. Der Magnat, der sich einen Platz am Cello einkaufte, droht im Handel um Fernsehrechte dem Westen mit dem Abdrehen des Gashahns. Aber schließlich spielt die Chaos-Truppe dieses Katharsis-Konzert so wunderbar, dass sogar der Kommunist in Gott einen neuen Partei-Führer findet. Hinter dem liebevoll komischen und am Ende zu vielen Tränen rührenden Siegeszug von russischer Seele und Musik, hinter der amüsanten Geschichte von heute steckt jedoch die brutale Tragik der Judenverfolgung in Russland und damit ist Mihaileanu wieder bei seinem Erfolgsfilm „Zug des Lebens“ angekommen.