1.6.10
Repo Men
USA, Kanada 2010 (Repo Men) Regie: Miguel Sapochnik mit Jude Law, Liev Schreiber, Forest Whitaker, Alice Braga 111 Min.
2007 drehte Clip-Regisseur Miguel Sapochnik einen originelle Kurzfilm-Geschichte mit der treibenden Kraft des Unkle-Songs „Burn My Shadow“: Ein Mann (Goran Visnjic) wacht morgens mit einer Zeitbombe als Herz auf und eine Uhr auf der Brust zählt die 5.41 des Songs herunter. Starker Song, nettes Filmchen, das immer noch auf You Tube steht. Nun knallt „Burn My Shadow“ als Hintergrund einer Splatter-Szene in Matrix-Choreographie. Miguel Sapochnik ist erstmals Spielfilm-Regisseur und darf direkt mit zig Millionen sowie mit Jude Law, Forest Whitaker und Liev Schreiber spielen. Ergebnis: Starke Songs, dünne Grundidee, mäßige Unterhaltung.
Remy (Jude Law) arbeitet bei der Abteilung „Repossession“ eines Gesundheitskonzerns. Die Rückforderungen von nicht bezahlten Organen sind ein großer Spaß, mit seinem Kumpel Jake Freivald (Forest Whitaker) erschreckt Remy zukünftigen Kunden - oder Opfer - wie Kinder. Die Menschenjagd fällt allerdings sehr blutig aus: Beim Grillfest geht Jake mal eben „mehr Fleisch“ holen. Dabei werden Remys Frau und ihr Sohn Zeugen des unappetitlichen „Ausnehmens“ vor der eigenen Haustür.
Dann versetzt Remy sich selbst bei einem Arbeitsunfall einen Herzschlag. Kurioserweise fühlt er mit seinem neuen Kunstherzen mehr als zuvor. Vor allem empfindet er Skrupel. Oder liegt es daran, dass ihn seine Frau rausgeschmissen hat? Auf jeden Fall schaut er ab jetzt sehr belämmert aus der Wäsche. Klar, er weiß, was passiert, wenn er seine extrem hohe Herz-Rechnung nicht bezahlt. Aber da er jetzt auf der anderen Seite steht, kann er seinen alten Repo-Job, das Ausnehmen säumiger Patienten, nicht mehr erledigen. Remy wird vom Jäger zum Gejagten.
So flieht er mit einer seiner Kundinnen in den Untergrund. Beth (Alice Braga aus "I Am Legend") ist ein besonderer Fall - sie besteht fast vollständig aus Ersatzteilen. Nur ihr Herz und ihre Lippen sind ihre eigenen. Welch schöne Grundlage für Untergrund-Romantik! Als Füllsel zwischen den Action-Einlagen. Denn die guten Songs des Films erscheinen tiefsinniger als der Rest. Die psychologische Grundsituation wurde sehr übersichtlich gestaltet, nur bei der Ausarbeitung der einzelnen Szenen hat man sich etwas mehr einfallen lassen. Kleine Scherze, originelle Zukunftsvisionen wie eine illegale asiatische Klinik mit einer neunjährigen Chirurgin. Da ahnt man schon die homöopathische Dosis „Blade Runner“, die mit viel Geld und bekannten Gesichtern bis zum traumhaften Trug-Schluss aus „Brazil“ („Dream a little Dream“) zu einem massenkompatiblen Blockbuster ohne Nachwirkungen verdünnt wurde.
Im letzten Drittel wird „Repo Men“ noch etwas spannend, aber die Action auch immer blutiger und brutaler. Forest Whitaker darf das dumme Grinsen auf seinem Gesicht durch konfliktgeladene Bedenklichkeit ersetzen. Liev Schreiber überzeugt als aalglatter Verkäufer. Jude Law steht die Action überhaupt nicht. Allein eine große, futuristische Liebesszene ragt heraus: In engster, blutiger Umarmung werden alle unbezahlten Organe Beths mit einem Scanner aus dem System gelöscht. Song dieses Clips: Ein „Sing it Back“-Remix von Moloko. Erkenntnis des Films: Schuster Sapochnik, bleib bei deinen Video-Clips!