9.6.10

Cindy liebt mich nicht


BRD 2010 (Cindy liebt mich nicht) Regie: Hannah Schweier mit Clemens Schick, Peter Weiss, Anne Schäfer 92 Min. FSK o.A.

„Jules & Jim“ war ein unglaublich schöner Film über zwei Männer und eine Frau. Zahllose andere Beispiele sollten diese Zeilen füllen, und irgendwann sollte man erwähnen, dass „Cindy liebt mich nicht“ auf keinen Fall in diese Reihe gehört. Der Form nach lieben zwei Männer eine Frau. David (Peter Weiss) sagt von sich: „Ich klage an“, berufsmäßig als Referendar bei der Staatsanwaltschaft in Mannheim. Eine Karikatur, so steril und leblos, dass er gut Data aus Enterprise spielen könnte. Große hilflose Augen kennzeichnen den Depp, der immer hilft und „Kein Problem“ als zweiten Vornamen mit sich herum trägt.

Dem Anzugträger wird die Lederjacke entgegen gesetzt: Der coole Viertage-Bärtler Franz (Clemens Schick) mit seinen Bindungsängsten kellnert in der Bar „Cindy liebt mich nicht“. Und beide vermissen seit ein paar Wochen Maria (Anne Schäfer), die Freundin von David und die Irgendwie-auch-Freundin von Franz. So geht es im ganz alten Schrägheck-Passat des Chaoten auf ins deutsche Dorf Philadelphia, wo Marias Eltern wohnen. Da Franz und David auf der Fahrt schweigen, ist viel Zeit für Rückblenden zu den jeweiligen ersten Begegnungen mit Maria. Danach führt die Reise in eine Psychiatrie und letztendlich zu Marias Ehemann in Dänemark. Dort fällt der Satz, der vielleicht ein guter Film werden könnte: „Maria fühlt sich stark und lebendig, wenn sie geliebt wird. Eine Liebe ist nicht genug für sie.“ Der vorliegende „Cindy liebt mich nicht“ ist nicht dieser Film, eher sein lebloses, blutleeres Gegenteil.

Die lebenshungrige, etwas verrückte, aber auch Halt suchende Maria nimmt sich Franz nach wenigen Minuten, trinkt auf Partys direkt aus Weinflaschen und darf die femme fatale sein. Bis man von ihren Depressionen erfährt. Wenn so was funktioniert, werden Klassiker draus. Wenn nicht, ist es sehr peinlich. „Cindy“ hat hauptsächlich peinliche Momente. Das gilt vor allem für die überladenen Dialoge, die nach den beiden Klischee-Männern der dritte Grund gewesen sein muss, weswegen Maria abgehauen ist. Die Bilder sehen aufgeräumt nett aus, irgendwo zwischen mittelmäßigem Werbeprospekt und Bravo-Fotoroman. Am Ende bleibt nur das Rätsel, weshalb die Bar, in der Franz kellnert, „Cindy liebt mich nicht“ heißt. Und, ob es ein Eigentor oder eine sich selbsterfüllende Prophezeiung der Kinos ist, wenn man in Erwartung der WM so einen schwachen Film starten lässt?

Die dreißigjährige Hannah Schweier schrieb und inszenierte den Film für „ZDF - Das kleine Fernsehspiel, was dem einst herausragend mutigen und nun immer langweiliger werdenden Format nicht zur Ehre gereicht. Das ganze, höchstens akzeptabel gespielte Projekt erweist sich ebenso als Verschwendung wie die paar auffallenden aber nichtssagenden Kranfahrten.