28.6.10

The Private Lives Of Pippa Lee


USA 2008 (The Private Lives of Pippa Lee) Regie: Rebecca Miller mit Robin Wright Penn, Alan Arkin, Blake Lively, Maria Bello, Keanu Reeves, Julianne Moore  93 Min.

In der besonders hochkarätig besetzten Selbstfindungs-Geschichte einer fünfzigjährigen Ehefrau und Mutter beeindruckt Robin Wright Penn als zwischen Vergangenheit und Zukunft verlorene Pippa Lee. Der Künstlerin und Regisseurin Rebecca Miller - Tochter von Arthur Miller - zeigt in ihrem vierten Film eine stimmige Entwicklung mit leisen Tönen.

Die Tischrede lobt die gutaussehende, elegant gekleidete Fünfzigerin als perfekte Gattin, Hausfrau und Muse. Kaum zu übersehen ist, dass sich Pippa Lee (Robin Wright Penn) in dieser Rolle überhaupt nicht wohl fühlt. Als Gattin eines gleich um dreißig Jahre älteren, erfolgreichen Verlegers (Alan Arkin) wird sie als anpassungsfähiges Rätsel bezeichnet - und hasst es! Vor allem nach dem Umzug aus der Metropole New York in ein Rentnerdorf der Provinz schleichen sich mehr und mehr Irritationen in das Leben von Pippa Lee.

So verliert sich Pippa Lee tagträumend in Erinnerungen: An ihre Kindheit mit der Speed-abhängigen Mutter (Maria Bello), die ihren Alltag wie in einem Werbespot lebte. Damals lernte das Kind alles Nötige zur Karriere einer sorgenden Frau. Für die Mutter, die Männer, die Kinder, die Nachbarin. Eine Flucht führt den Teenager Pippa (Blake Lively) zu ihrer lesbischen Tante Trish, deren Freundin (eine wieder sagenhaft präsente Julianne Moore) sie schon nach ein paar Tagen in Lesbenpornos einsetzt. Danach eine wilde Zeit mit Drogen und zu viel bedeutungslosem Sex, aus der Pippa, deren vornehmliche Qualität nach eigener Aussage zuvor „Versagerin“ war, vom viel älteren Verleger Herb gerettet wird.

Bevor Pippa Sarkissian zu Pippa Lee wird, tritt ihre Vorgängerin Gigi (Monica Bellucci) mit einem äußerst dramatischen Selbstmord ab. Vor lauter Schuld beschließt die haltlose junge Frau, von nun an eine gute Frau zu werden. Sie bedient ihren Mann, findet sich in die Rolle, von der sie anfangs gar nicht weiß, wie sie funktioniert. Über die Jahre gerät sie allerdings zu einer Farce, wenn Herb Pippa wie einen Hund zu sich ruft.

Die leicht skurrile, witzige und doch sehr warmherzige Emanzipation der Vorzeigefrau Pippa Lee zum selbständigen Menschen begeistert auf den ersten Blick mit ungewöhnlich vielen exzellenten Schauspielern. Vor allem Robin Wright Penn, durchaus mit starken Rollen vertraut, zeigt vom ersten Moment an eine schillernde Verlorenheit. Je mehr man sich auf die ebenso so scharf wie spöttisch beobachteten Feinheiten des Buches von Regisseurin Rebecca Miller (nach ihrem eigenen Roman) einlässt, desto mehr gewinnt der Film. Die vielfältig talentierte Künstlerin, Tochter des 2005 verstorbenen Arthur Miller, zeigt sich bei ihrer vierten Regie-Arbeit nicht nur in der Figurenzeichnung des vielfältigen Beziehungsgeflechts als sehr sicher, sie verbindet auch die Ebenen des Films mit sehr eleganten Überblendungen.