4.6.08

The Elephant King


USA, Thailand 2006 (The Elephant King) Regie: Seth Grossman mit Tate Ellington, Jonno Roberts, Florence Faivre, Ellen Burstyn 92 Min.

Zwei Leben, zwei Welten: Der sehr zurückgezogene Oliver Hunt (Tate Ellington) hockt in seinem dunklen Zimmer und starrt auf den Laptop. Der laute Jake (Jonno Roberts) macht Party im thailändischen Chiang Mai, durchsäuft die Nacht, taucht mit einer Schönheit im Swimming Pool unter. Olli und Jake sind Brüder. Während der jüngere sich nach einem Selbstmordversuch in einer Kammer des Elternhauses versteckt, übermäßig bemuttert wird, floh Jake für ein angebliches Forschungsprojekt nach Thailand. Zurück ließ er auch einen Haufen Schulden, die ihm eine Strafverfolgung einbringen und die Mutter Diana Hunt (Ellen Burstyn) an den Rand des Ruins. Nun lädt Jake Olli nach Asien ein und Diana lässt den Kleinen gehen, damit er Jake zurück holt.

Gleich nach der Ankunft führt Jake das unsichere Brüderchen ins rauschende Partyleben ein. Der erste Gang führt in den Puff, doch Olli ziert sich, lernt dann in einer Bar die eigenständige Lek (Florence Faivre) kennen. Die beiden verstehen und mögen sich sofort. Das Trio feiert weiter und von der Nacht mit Pillen und Alk nehmen bringen sie nicht nur einen riesigen Kater, sondern auch einen kleinen Elefanten mit nach Hause, der fortan am Pool des Hotels von Jake vegetiert.

Olli ist verliebt, begeistert, telefoniert nach Hause, dass auch er wohl nicht mehr zurück kommen werde. Als dann das Geld ausgeht, ist der Spaß jedoch schnell vorbei. Jake zeigt sich wieder als der rücksichtlose große Bruder, der den kleinen fertig macht. Die Begegnung mit Lek war arrangiert und bezahlt.

Der junge amerikanische Autor und Regisseur Seth Grossman erzählt in seinem Spielfilm-Debüt erstaunlich sicher, packt den Zuschauer mit seinen Figuren und ihren Lebensumständen. Ganz nebenbei, fast beiläufig entblößt er Lebensweisen vor und lässt Träume scheitern. Dabei ist der Blick auf Chiang Mai nicht unbedingt touristisch. Was sich der Spaß-Tourist als das pralle Vergnügen kaufen will, filmt Grossman mehr und mehr als große Desillusion. In satten Farben findet der Spaß gleich mehrere Enden. Jede der Figuren aus dem Westen scheitert, der kleine Elefant stirbt.

Diese heftige Ernüchterung gestaltet Grossman zurückhaltend und ohne moralische Zwangsjacke. Das ist um so mehr zu schätzen, wenn man „The Elephant King“ mit dem ebenso unsäglichen wie unverständlichen „Soi Cowboy“ von Thomas Clay vergleicht, der zum gleichen Thema gerade in Cannes verrissen wurde. Den sicheren Kamera-Stil, der die Menschen und die Stadt zusammen einfängt, unterbrechen in „Elephant King“ immer wieder expressive Momente des Rausches. Ein heftiger Spiegelmonolog Jakes zeigt, wie er sich selbst reinlegt. Höhepunkt der Verzweiflung ist ein Albtraum, in dem er auf der anderen Seite eines Schaufensters zwischen den apathischen Prostituierten gefangen ist und Hilfe suchend nach Olli ruft. Es bleibt offen, ob Jake nach Hause kommt oder gewaltsam aus dem Paradies entführt wird.