24.6.08

Charlie Bartlett


USA 2007 (Charlie Bartlett) Regie: Jon Poll mit Anton Yelchin, Robert Downey jr., Hope Davis, Kat Dennings, Tyler Hilton 97 Min. FSK    ab 12

Aus wie vielen Elite-Schulen kann man eigentlich rausgeworfen werden? Charlie Bartlett (Anton Yelchin) hat das Limit erreicht, da hilft nun auch das Scheckbuch von Mama Merilyn (Hope Davis) nicht mehr. Letzte Ausfahrt für den seltsamen Jungen: Eine Öffentliche Schule. Da Charlie Bartlett ein froher und freundlicher Optimist ist, startet er frohgemut in den neuen Schulalltag, verzichtet auf die Limousine und steht im Sakko mit Familienwappen an der Haltestelle für den Schulbus. Den lateinischen Sinnspruch der Familie versucht Charlie bald darauf dem Klassenbullie Murphy (Tyler Hilton) zu erklären, um schnell in die harten Realitäten des staatlichen Schulsystems einzutauchen – mit dem Kopf voran in die Kloschüssel. Der skurrile aber nicht schnöselige Reiche kommt mit einem blauen Auge davon und nach Hause. Ein Fall für den Familienpsychiater, der flugs Ritalin verschreibt. Die stimulierenden Pillen treiben Charlie erst fast in den Wahnsinn, dann sind sie Basis für eine neue Karriere, denn der clevere Patient verkauft sie mit Hilfe seines neuen Freundes Murphy an die Mitschüler. Bald kommen noch andere Mittelchen hinzu und das Jungenklo wird zum Sprechzimmer von Charlie, der immer eine Antwort für die Nöte und Ängste der anderen hat. Wie bei der Beichte wechseln von Probleme und Pillen. Bald erfüllt sich sein Traum: Es ist der Star, er wird von allen geliebt. Gleichzeitig lernt Charlie Susan (Kat Dennings) kennen, die Tochter von Schuldirektor Gardner (Robert Downey jr.). Eine brisante Beziehung, ist doch der an sich verständnisvolle Ex-Lehrer mit der Kontrolle der Schule völlig überfordert...

„Charlie Bartlett“ ist vor allem gut gespielt, sehr gut gespielt, grandios gespielt. Da hält die Handlungs-Substanz des Films nicht immer mit, aber die sympathische Unterhaltung mit gewissem Tiefgang ist gesichert. Der Film präsentiert bis in die Nebenrollen klasse Figuren. Angefangen mit Charlie, der immer linkisch bleibt, selbst als Liebling aller. Ein ganz besonderer Clou ist Robert Downey Jr. als Direktor und unreifer Vater. Downey, der Schauspieler mit heftigen Drogenproblemen und –verurteilungen, kann in dieser Rolle ernsthaft von solchen persönlichen Erfahrungen berichten.

Das mag psychologisch nicht ganz exakt sein. Wenn Charlie und Merilyn am Klavier Cat Stevens’ "If You Want to Sing Out, Sing Out" aus „Harold and Maude“ spielt, gibt dies die Richtung und eine zu hohe Meßlatte vor. Aber wir schreiben nicht mehr das Jahr 1971 und das Niveau solcher Sonderling-Selbstfindungskomödien ist auf breiter Front tief gesunken. Da sind ein paar feine Personenzeichnungen, ein paar sensibel nachgefühlte Momente schon die Ausnahme und dementsprechend bemerkenswert. Außer mit den Figuren erfreut der Film mit einem super Soundtrack von Beck und reizvollen Bildlösungen.