16.4.08

Sommer


BRD 2008 (Sommer) Regie: Mike Marzuk mit Jimi Blue Ochsenknecht, Sonja Gerhardt, Jannis Niewöhner 104 Min. FSK: ab 6

Nur zur Warnung: Wer sich noch an „Und es war Sommer“ von Howard Carpendale erinnern kann, ist hier im falschen Film - um mehrere Generationen. Dies ist nicht der Erweckungs-Sommer des weißen Südafrikaners, dies ist der Sommer des 16-jährigen Jimi Blue Ochsenknecht, einem Teenie-Idol mit hohem Kreischfaktor. Niedlich gibt er den Rebell auf Amrum und auch sonst ist alles harmloser als damals bei Howie...

Jimi Blue Ochsenknecht ist Jungstar aus der Filmreihe "Die wilden Kerle". Jungstar mit Wachstums-Problemen: Er wird zu alt, braucht ein neues Spiel(film)feld, um seine Popularität an die Kids zu bringen. Deshalb diese Jugendromanze, die sich nicht nur in jeder Generation, sondern fast jeden Sommer wiederholt: Der 15-jährige Tim (Jimi Blue Ochsenknecht) wird mal wieder von seinem Piloten-Vater (Papa Ochsenknecht) auf eine andere Schule geschickt. Direkt nach der Ankunft auf der Nordsee-Insel Amrum bekommt Tim Ärger mit den lokalen Schnöseln in ihren geschmacklosen Polohemden. Der reiche Lars soll auch in Folge Tims Konkurrent um die Freudin Vic (Sonja Gerhardt) werden.

Tim ist „seltsam“ und er steht dazu. Zwar machen Lederjacke, schief sitzende Kappe und ein Skateboard noch längst keinen Rebellen, aber der Junge geht seinen eigenen Weg, macht sich nichts draus, Feigling genannt zu werden. Auch die unsichere Vic wehrt sich gegen den Markenwahn und erfährt, dass ein Kompliment über ihre hochgesteckt noch schöneren Haare wesentlich wertvoller als die teure Jeans ist.

Der Jugendfilm kann also durchaus Werte vermitteln, schwimmt nicht mit dem Strom. Dazu gibt es ein paar erwachsene Probleme, etwa mit dem arbeitslosen, alkoholkranken Vater Vics. Gerade hier erweist sich Lars als der Falsche, weil er nicht zuhört, kein Freund ist. Und vor allem mit Vic ins Bett will. Bis zum spannenden Finale erfüllt der Film routiniert die Erwartungen des Zielpublikums und überrascht zeitweise sogar mit etwas mehr: Eine Ahnung von Poetik beim ausgeschlachteten VW-Käfer, der wie ein gestrandeter Wal im Sand steckt. Und Romantik, für die es allerdings nur einiger freundlicher Worte bedarf.

Schauspielerisch bewegt sich das alles auf TV-Niveau. Ochsenknecht Junior wirkt in diesem Filmformat so deplatziert wie sein Möchtegern-Rebell auf der Nordsee-Insel. Die Harmlosigkeit des Milchbubis passt zur asexuellen Pferdeschwärmerei der Mädchen. Die Darstellerin der Vic, Sonja Gerhardt, stammt aus der Sat.1-Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“. Hier einen Vergleich mit Elke Sommer zu ziehen, bringt den größten Lacher des Films. Witzig ist es eher selten, was in Abwesenheit simpler Albernheiten auch als angenehm empfunden wird. „Sommer“ ist erfreulicherweise nicht die Anhäufung schleimiger und peinlicher Zoten, als die uns „American Pie“ und andere die Pubertät verkaufen will. Obwohl: Der sonnige Jungentraum von Howie hatte auch was...