17.10.07

Invasion


USA 2007 (The Invasion) Regie: Oliver Hirschbiegel mit Nicole Kidman, Daniel Craig, Jeremy Northam 99 Min. FSK: ab 12
 
Ein ganz normaler Morgen in der Großstadt: Jeder starrt vor sich hin. Niemand interessiert sich für den anderen. Wie Roboter gehen die Menschen ihrer Wege. Ein normaler Morgen? Oder sind doch gefühlslose Außerirdische in die Hüllen der Menschen geschlüpft? Diese nahe liegende Vorstellung wurde nun zum vierten Male für das Kino verfilmt, wobei der gesellschaftspolitische Hintergrund um Nuancen variiert wird: Bei Don Siegels "Invasion of the Body Snatchers" ("Die Dämonischen", 1956) bestimmten McCarthy, Kommunistenhatz und Denunziation die Stimmung. Die Nixon-Ära und Watergate waren für Philip Kaufmans "Die Körperfresser kommen" 1978 prägend. In Abel Ferraras "Body Snatchers" war 1993 der erste Irak-Krieg zu spüren, jetzt hat die Invasion der gefühlslosen Körperklauer auf den Fernsehschirmen im Hintergrund eine direkte Folge: Die US-Truppen ziehen aus dem Irak ab!
 
Es beginnt mit dem Absturz eines Space-Shuttle: Die Sporen auf den Trümmern infizieren immer mehr Menschen in den USA. Im Schlaf verpuppen sie sich, wachen als kalte Imitate der vorherigen Körper-Eigner auf und haben nur das Ziel, noch mehr Menschen zu gefühlslosen Dahinvegetierern zu verwandeln. Psychiaterin Carol (Nicole Kidman) bemerkt in ihrer Praxis und auf den Straßen früh dieses seltsame Verhalten. Nicht nur ihr Ex-Mann Tucker (Jeremy Northam) zeigt sich völlig gefühllos, "wie vom anderen Stern". Zusammen mit ihrem Kollegen und Geliebten (Daniel Craig) kommt Carol dem Virus bald auf die Spur. Doch inzwischen ist ihr Sohn in der Hand der Körperfresser und im fast vollständig eroberten New York gibt es nur eine Tarnung: Egal was passiert, keine Regung zeigen.
 
Gleichzeitig ist auch eine Invasion junger deutscher Regisseure in Hollywood festzustellen: Fast wöchentlich gibt es nun US-Debüts heimischen Talents mit Hollywoodstars: Nicole Kidman wagt das Experiment mit Oliver Hirschbiegel, Mennan Yapo gab mit Sandra Bullock ein "Vorahnung" seines Könnens. Robert Schwentke hob mit Jodie Foster und "Flightplan" ab. Viele andere kommen mit ihren US-Start gar nicht erst ins Kino: Katja von Garnier mit "Blood and Chocolate", in dem Katja Rieman an der Seite von Olivier Martinez spielt. Und hat jemand jemals "The I Inside" von Roland Suso Richter ("14 Tage lebenslänglich") gesehen? Vom Trash-Filmer Dr. Uwe Boll ("Postal", "Schwerter des Königs") wollen wir eigentlich nicht reden, der ist auf Video und DVD ganz gut aufgehoben.
 
Der ehemalige "Tatort"- und "Rex"-Regisseur Oliver Hirschbiegel, hat sich mit "Das Experiment" und "Der Untergang" in die erste Kinoreihe vorgearbeitet. Dieses Remake realisierte er erfreulich routiniert und sicher. Die "Invasion" enthält einige heftige und auch Schockmomente. Doch das Gleichgewicht zwischen den Horror-Genreelementen und dem guten Spiel erweist sich als ausbalanciert, macht den bekannten Film-Stoff noch einmal interessant. Nicole Kidman beeindruckt als ruhelose Löwenmutter, ohne zur Kampfmaschine a la Jovovich zu mutieren. Besonders schön gespielt ist, wie befremdend Gefühlskälte sein kann. Ohne das Ende vorwegzunehmen ist doch bemerkenswert, wie diesmal der finale Widerhaken ausgearbeitet wurde: Nicht als Möglichkeit einer Wiederkehr der Körperfresser, sondern als Gedanke, ob die gefühllose nicht doch die bessere Welt gewesen wäre. In dieser fand zumindest der Irak-Krieg ein Ende.