25.12.06
Déjà Vu - Wettlauf gegen die Zeit
USA 2006 (Déjà Vu) Regie: Tony Scott mit Denzel Washington, Paula Patton, Val Kilmer 127 Min. FSK: ab 12
Denzel Murmeltier
Das hab ich doch schon mal gesehen? Das Kino von heute ist mit seinen Remakes und dem Übergewicht von Effekten bei Missachtung von Ideen eine Zeitmaschine ins Gestern. Doch Produzent Bruckheimers Science Fiction funktioniert über lange Zeit auch anders rum: Man vergisst die Zeit und findet sich gut unterhalten plötzlich zwei Stunden in der Zukunft wieder.
Ganz wie Tom Cruise in "Minority Report" jongliert diesmal Denzel Washington mit den Bildern einer totalen Überwachung. Als ATF-Agent Carlin versucht er den Bomben-Anschlag auf eine vollbesetzte Fähre aufzuklären. Wissenschaftler des FBI gewähren dem erstaunten Kriminologen Einblick in die Vergangenheit. Mit ein wenig Raumzeit-Krümmung (und einigen Stromausfällen) können sie genau vier Tage und sechs Stunden zurückblenden. Und in diesem vergänglichen Zeitfenster frei umherblicken. Doch wie soll man einen unbekannten Täter finden, wenn einem die Zeit schon wieder durch die Finger rinnt. Carlin verfolgt hautnah jeden Schritt von Claire Kuchever (Paula Patton), die kurz vor dem Unglück vom Täter ermordet wurde. Dabei entdeckt er nicht nur den (amerikanischen und patriotischen) Bombenleger sondern auch Gefühle für Claire. Klar, dass irgendwann die Grenze überschritten wird - Carlin lässt sich in die Vergangenheit teleportieren.
Auch Regisseur Tony Scott stößt mit seiner Ästhetik bei diesem Sci Fi-, Action- und Liebesfilm eine neue Tür auf: Die Bilder der Schiffskatastrophe sind derart hyperrealistisch, dass 3D schon greifbar scheint. Im trauernden Regen, der sich über das Wrack und die Opfer legt, wirkt jeder Tropfen inszeniert. Die Gischt in Zeitlupe gleicht einer Komposition. Nach beeindruckender Werbe-Ästhetik zum Einstieg übernimmt Denzel Washington als effektiver und sympathischer Ermittler Carlin die Aufmerksamkeit. Neben verblüffendem Science Fiction sorgen Action-Einlagen für anhaltende Spannung. Sehr originell eine rasante Verfolgungsjagd, bei der Carlin dem Täter zwar an der Stoßstange klebt, sie aber zeitlich doch über vier Tage voneinander entfernt sind. Während er mit einem Auge den Verkehr (nicht richtig) im Auge behält, blickt das andere über ein Helm-Set in die Vergangenheit!
Ein paar mal erreicht der Film eine reizvolle Verknotung von Gehirnwindungen, wenn man versucht den Krümmungen des Raums und der Logik zu folgen. Ganz wie bei "12 Monkeys" schickt der Held Nachrichten per Anrufbeantworter an sein zukünftiges (vergangenes?) Ich. Doch danach wurde Terry Gilliams noch besser, während Tony Scott hier die Action-Maschinerie einschaltet. Jetzt erkennt man "Deja Vu" als schon oft gesehenes Bruckheimer-Produkt wieder. Doch das Wiedersehen mit einem zu allen Zeiten genialen Denzel Washington bringt einen gut über das letzte Drittel des Films.