19.12.06

Apocalypto


USA 2006 (Apocalypto) Regie: Mel Gibson mit Rudy Youngblood, Dalia Hernandez, Jonathan Brewer 140 Min. FSK: ab 12
 
Eigentlich gehören Filme wie dieser in die schmutzige Splatter-Ecke. Aber Mel Gibson hat's gemacht, da will man doch wissen, welche Fettnäpfchen der antisemitische Superstar im südamerikanischen Dschungel um Jahr 1500 herum findet. Gibson lässt sie alle mit Blut vollaufen und erfüllt die schlimmsten Erwartungen.
 
Den ersten Adrenalin-Stoß gibt es bei einer Tapir-Jagd. Das erlegte Tier wird waid- und Mel-gerecht ausgenommen, die Eingeweide in die Kamera gehalten. Das werden wir noch öfter sehen, dann allerdings mit Menschenherzen! Das freundliche Urwaldvolk lebt und scherzt viel, bis ein technisch überlegenes Volk (mit haufenweise Riesen-Piercings im Gesicht) über sie herfällt, mordet, vergewaltigt. Der junge Held Jaguarpfote kann gerade noch Frau und Kind in einem tiefen Erdloch verstecken, bevor er selbst gefangen genommen wird. In einem brutalen Marsch führt man die Überlebenden ab. Die Frauen als Sklavinnen, die Männer als Opfer in religiösen Riten.
 
Im Kern ist "Apocalypto" ein simples Abenteuerfilmchen, wie man es von Hollywood erwartet: Gut und Böse sind deutlich erkennbar. Menschen und Fratzen, aber dabei unsäglich brutaler und blutrünstiger als der Mainstream. In der Film-Welt von Gibson wimmelt es von Sadisten, vor allem ein besonders grimmiger Fähnlein-Führer quält diesmal die Jaguarpfote und experimentiert mit den Gefangenen. Der verängstigte Zug erlebt zwischen Maya-Pyramiden das Grauen einer hoch stehenden Zivilisation: Hässliche Massenszenen, religiöser Fanatismus, Tausende, die ihrem höchsten Priester zujubeln.
 
Die kulturellen Errungenschaften der Maya gründen auf den blutigen Boden einer Sklaven-Gesellschaft. Die Pyramiden entstanden, damit abgeschlagene Köpfe lustig von oben runter purzeln können. Leichen gibt es in schrecklichen Mengen. Kein Wunder, dass da Altertumsforscher und Vertreter indigener Völker wütend aufschreien.
 
Das Anfangs-Zitat warnt vor dem Zerfall der Kulturen. Damit das Gemetzel überhaupt einen Sinn haben soll, redet man vom Ende der Maya-Kultur. Dabei ist das einzige Zeichen von Verfall hier die exzessive Gewalt, von der Mel Gibson besessen ist. Eine toll gefilmte, exzellent ausgestattete Psychopathen-Schmiererei vor spannenden Landschaften und eindrucksvollen Kulissen.
 
Der "Kinosadist", wie der "The Hollywood Reporter" Gibson bezeichnet, setzt die Blutspur seiner unerträglichen "Passion Christi" fort. "Apocalypto" ist auch überwältigend - im negativen Sinne. Der trinkfreudige Antisemit verbreitet ein düsteres, bluttriefendes Weltbild. Im Gegensatz zum Jesus-Film allerdings mit Happy End! Doch dann kommen die Spanier, man freut sich, dass der Film zu Ende ist, auch wenn jetzt das eigentliche Schlachten, Morden, Vergewaltigen erst beginnen muss. Aber das dann im Namen des Kreuzes, des Folterinstruments, das Gibson eben so sehr fasziniert wie die Gewalt.