23.9.06
Road to Guantanamo
Großbritannien 2006 (The Road To Guantanamo) Regie: Michael Winterbottom, Mat Whitecross mit Farhad Harun, Arfan Usman, Rizwan Ahmed, Waqar Siddiqui, Shahid Iqbal, Jason Salkey 95 Min.
Des ehemalige Berlinale-Sieger Michael Winterbottom ("In this Country", "Welcome to Sarajewo") ließ sich von drei Britten den Leidensweg erzählen, wie sie in Afghanistan in amerikanische Gefangenschaft gerieten und wie sie in der berüchtigten us-amerikanischen Folter-Farm auf Guantanamo in Kuba behandelt wurden. Die Aussagen hat der immer engagierte Meister-Regisseur spannend nachgedreht und bruchlos mit dokumentarischem Material verknüpft. So wundert man sich, wie ein Junggesellenabschied unter die Bombardierung Afghanistans gerät, aber noch mehr, wie dumm-dreist Vorwürfe konstruiert, Fotos und Videos manipuliert werden. Immer mit der albernen Frage: Wo ist Bin Laden? Und "unterstützt" von Isolierzelle, Psychoterror, Schlägen, Hunger. Da wird der Koran mit Füssen getreten und Bush sagt im Fernsehen, die Gefangenen in Guantanamo werden gut behandelt. Selbst als die US-Marines ihr blödsinnige Anklage fallen lassen, bleiben die Briten trotzdem noch 5 Monate in Haft. Insgesamt dauerte der Horrortrip zwei Jahre und zwei Monate. Von 750 "Kriegsgefangenen" sind 500 noch immer dort unter Verschluss. Es gab bislang 10 Anklagen, aber niemals ein Urteil. Unfassbar eigentlich. Auch dies verantwortet eine demokratisch gewählte Regierung, aber "The Road to Guantanamo" ist keine Fiktion.
Seit dem Dreh und der Vorführung während der Berlinale 2006 sind auch deutsche Häftlinge freigelassen worden, der politische Druck gegen den Guantanamo-Betreiber USA wächst, aber das Lager besteht immer noch.